• Schreiben Sie uns!
  • Seite empfehlen
  • Druckansicht

Inhalt der Ausgabe 01/2022

Inhalt

Inhaltsverzeichnis/Impressum

Aufsätze

Klinische Liebe. Thomas Manns ‚Zauberberg‘

Thomas Manns ‚Zauberberg‘ setzt eine Experimentalsituation in Szene. Der Roman erscheint als Labor, in dem in Versuchsanordnungen durchgespielt wird, welches kulturelle Repertoire an Mustern, an Konstellationen, an Diskursen, die auf die Liebe bezogen sind, zur Verfügung steht und verhandelt werden kann. Der Beitrag führt aus, wie im ‚Zauberberg‘ die mit der Liebe verbundene Iterationsproblematik präsentiert wird, wie in Liebeskonfigurationen Menschen objektifiziert und Dinge vermenschlicht werden. Der Fokus wird überdies darauf gerichtet, auf welche Weise der Roman an traditionelle Topiken von der Liebe als Krankheit anschließt und wie das Konzept des Eros mit dem der Agape verschränkt ist.

Filiationsfiktionen und Autorinnenschaft. Drostes ‚Walther‘

Der Aufsatz liest Annette von Droste-Hülshoffs erstes Versepos ‚Walther‘ (1818) als Traumazyklus, der Familien- als Krisengeschichte in Szene setzt. Dabei geraten Traumsequenzen ebenso wie zwei fetischisierte Objekte in den Blick, die als Traumachiffren des Familiennarrativs zugleich auf eine Krise patriarchaler Männlichkeit verweisen. Ausgehend von Drostes Paratexten zu ‚Walther‘ stehen zudem auktoriale Funktionszusammenhänge textueller Genealogien und Filiationsfiktionen im Fokus.

Beethoven, Hegel & Hölderlin at 250. Thoughts on the presence of triadic structures in their works

Triadic structures in art and thought, most strikingly prominent around 1800, suggest secular versions of the Holy Trinity. This became particularly evident in the aftermath of the French Revolution with the ‘tricolore’ and the promulgation of three integral values of humanity: liberty, equality and fraternity. As it happens, the triad can also be identified as the main structural and thematic feature in the works of Beethoven, Hegel and Hölderlin. These “thoughts” on its respective meaning identify a somewhat surprising ‘common denominator’ in their otherwise so divergent œuvres. The Trio in chamber music, Beethoven’s Triple Concerto, the triadic structure of Hölderlin’s hymns and the dialectical progression in Hegel’s conception of the mind provide potent examples for this emblematic form of manifold secularization. Here, the trinity is discussed as an aesthetic and methodological manifestation of the desire to attain a reliable tertium comparationis at a time of massive upheaval.

The Representation of Teaching in the German Tradition: The Primacy of Bildung

This paper is the first installment of a two-part contribution examining the representation of teaching in Germany and the Anglo-American world. Representations were selected according to three criteria: a primary concern with teaching in schools, popularity, and aesthetic negotiation of reality. It is argued that these representations have to be understood as situated in the educational context of their countries and that they provide opportunities for intercultural learning and the training of future teachers. Whereas the second part (Archiv, 259:2) will focus on the United States and Britain, the first part is concerned with German representations of teaching.

The Novel Before Cervantes: Spanish Fiction and «Historical Truth» from Montalvo (1508) to Alemán (1599)

This article presents diachronically the theories of fiction posited by Spanish writers before Cervantes’s Don Quixote (1605). Focusing on the concept of verisimilitude in relation to Cervantes’s term historical truth, and with reference to Aristotelian realism and to Ian Watt’s formal realism, we will firstly appraise the recent scholarship on the genre of Don Quixote. Thereupon, we will explicate the main Spanish metafictional discussions of verisimilitude and realism postulated in the preliminaries to some central literary works published before Don Quixote; namely Garci Rodríguez de Montalvo’s Amadís de Gaula (1508), Bartolomé de Torres Naharro’s Propalladia (1517), Francisco Delicado’s Retrato de la Lozana andaluza (1528), and Mateo Alemán’s Guzmán de Alfarache (Part I, 1599).

Diderot et le despotisme éclairé à l’épreuve du voyage en Russie

Wie verhält sich Diderots Huldigung an Katharina II. zu seiner Verurteilung des Despotismus? Diderot verbindet selbst nur selten das Adjektiv éclairé mit dem Substantiv despotisme, aber immerhin schreibt er der Zarin Katharina II. lumières zu. In den Jahren der Encyclopédie ist Diderots politische Theorie monarchistisch: Zwar liegt die Souveränität beim Volke, die Regierung wird jedoch, außer bei Stadtstaaten, dem Monarchen anvertraut. Insofern ist Alleinherrschaft bei Diderot zunächst nicht negativ bewertet, wird dann aber ab 1765 zunehmend hinterfragt. Ab 1772 betrachtet er die Beziehung zwischen Herrscher und Volk als reine Gewaltherrschaft, die zu brechen ist.

«La Belle Empoisonneuse» – Baudelaire, Gautier, Hawthorne und ihre Musen

Im Mittelpunkt von Gautiers erstem Artikel über die Fleurs du Mal steht die Umdeutung einer Gestalt aus Hawthornes Erzählungen in Baudelaires Muse. Kritiker hielten nicht viel von der Musendarstellung, obwohl dieser Artikel von Baudelaire sehr geschätzt wurde. Die Muse und die dazu gehörende Analogie zwischen Werken von Baudelaire und von Hawthorne wurden oft belächelt oder gar, wie von Henry James, abgelehnt. Der Zusammenhang mit anderen Musendarstellungen, besonders mit Baudelaires für Gautiers Kunst, fand keine Erwähnung. Die von Gautier angedeuteten Parallelen zwischen Hawthornes und Baudelaires Werken wurde bislang wenig näher untersucht.

Besprechungen / Allgemeines

Jennifer Linhart Wood: Sounding Otherness in Early Modern Drama and Travel. Uncanny Vibrations in the English Archive. Cham: Palgrave Macmillan, 2019.

In Sounding Otherness in Early Modern Drama and Travel: Uncanny Vibrations in the English Archive, Jennifer Linhart Wood marries an interest in the sounds of theatrical performance with a concern with the global soundscape and sensory experience. Primarily focused upon drama and its connection to travel literature, this impressively wide-ranging study offers both a fresh interpretation of well-trodden texts and vibrant readings of lesser-known works. Following a necessarily lengthy introduction that scopes out the historical and theoretical parameters of the book, it then divides its subject into three parts, each with an introduction and an interlude in between.

Historische Schulbibliotheken. Eine Annäherung. Ed. Brigitte Klosterberg (Hallesche Forschungen, 56). Halle: Verlag der Franckeschen Stiftungen Halle; Harrassowitz Verlag in Kommission, 2021.

Der Sammelband geht zurück auf einen Workshop über historische Schulbibliotheken an den Franckeschen Stiftungen in Halle im Reformationsjubiläumsjahr 2017. Die Bibliothekarin der Franckeschen Stiftungen Brigitte Klosterberg versammelt in diesem Themenband zwölf Beiträge, die in die Funktionen von Schulbibliotheken seit der Reformation einführen und die Geschichte namhafter Schulbibliotheken vorstellen.
Der Frühneuzeithistoriker Axel E. Walter rekonstruiert das Bibliothekssystem einer lokalen „Bildungslandschaft“ am Beispiel Königsbergs. Als Grundlage nutzt er historische Bibliotheksführer, die nur Bibliotheken höherer Lehranstalten berücksichtigen: „Von Schulbibliotheken in diesem institutionalisierten Sinne kann man wohl erst ab den städtischen Lateinschulen (und ihren kirchlichen Äquivalenten) sprechen“. Zu Recht weist er darauf hin, dass frühe Leseerfahrungen eher durch Bücher aus Familienbesitz (Katechismus u. a.), aus Privatbibliotheken (von Professoren u. a.), von Kirchgemeinden, Sozietäten, Vereinen oder Lesezirkeln geprägt wurden.

Das Goethe-Nationalmuseum in Weimar. Band 1: Das Goethehaus im 19. Jahrhundert. Dokumente. Ed. Paul Kahl , Hendrik Kalvelage. Göttingen: Wallstein 2015.
Das Goethe-Nationalmuseum in Weimar. Band 2: Goethehaus und Goethe-Museum im 20. Jahrhundert. Dokumente. Ed. Paul Kahl. Göttingen: Wallstein 2019.

Zwei voluminöse Bände enthalten „Dokumente“ zur Geschichte des Weimarer Goethehauses und des Goethe-Nationalmuseums vom 18. bis zum 20. Jahrhundert, in der in beiden Bänden durchgehenden Zählung mit 2145 Nummern, im Zeitstrahl vom 14. November 1781 bis zur Jahrtausendwende 2000 reichend und am Ende schon nicht mehr exakt datierbar. Die Auswahl der Quellen für den Anfang der Dokumentation ist indessen nicht ganz einleuchtend, denn diese müsste besser 1792 mit dem Ankauf des Helmershausenschen Hauses auf dem Plan vor dem Frauentor für Goethe und seine Familie einsetzen.

Contesting Europe: Comparative Perspectives on Early Modern Discourses on Europe, 1400–1800. Ed. Nicolas Detering, Clementina Marsico, Isabella Walser-Bürgler . (Intersections: Interdisciplinary Studies in Early Modern Culture, 67). Leiden / Boston: Brill, 2020.

In einer Zeit, da es nicht nur eine Vielzahl von populistischen Fliehkräften zu bemerken gibt, die die Grundfesten westlich geprägter demokratischer Gesellschafts- und Diskursordnungen mit ihren bürgerlichen Idealen von Freiheit und Gleichheit zu erschüttern vermögen, und die auch politisch das europäische Einigungsprojekt von innen heraus bedrohen, gibt es in den Kulturwissenschaften einen willkommenen Anlass, sich auf die diskurshistorischen Ursprünge der Idee dessen zu besinnen, was “Europa” in seiner Frühgeschichte als semiotisches Konstrukt bedeutete, als mentales Konzept implizierte bzw. als politisches Gebilde ausgemacht hat.

Mita Banerjee: Biologische Geistesswissenschaften: Von den Medical Humanities zur Narrativen Medizin: Eine Einführung. Heidelberg: Universitätsverlag Winter, 2021. Pp. 202.

In den letzten Jahrzehnten sind die traditionellen Geisteswissenschaften häufig in die Kritik geraten. Es wird argumentiert, sie füllten ihre Rolle als Instanz innerhalb eines kritischen gesellschaftlichen Diskurses nicht aus und verlieren sich in unproduktiver Selbstreflektion. Diese Vorwürfe sind nicht neu: Sie finden sich in C. P. Snows Konzept der „zwei Kulturen“, das seit den späten 1950er Jahren immer wieder diskutiert wird.

Leonie Achtnich: Literatur im Fieber: Zur Poetik der Temperaturen bei Conrad, Woolf, Joyce und Th. Mann (Beiträge zur Literaturtheorie und Wissenspoetik, 20). Heidelberg: Winter, 2020. Pp. 200.

Die Medizin ist, wie viele andere Wissenschaften und Künste auch, seit vielen Jahren fester Bestandteil literaturgeschichtlicher Forschungen. Auch Leonie Achtnichs aus einer Berliner Dissertation hervorgegangenes Buch Literatur im Fieber: Zur Poetik der Temperaturen bei Conrad, Woolf, Joyce und Th. Mann beteiligt sich an dem anhaltenden Bemühen, literarische Schreibweisen im Zusammenhang mit der Erzeugung, Diskussion und Anwendung medizinischen Wissens zu lesen. Im Gegensatz zu anderen Studien auf diesem Feld nähert sich Achtnich der Frage, wie ein medizinisches Thema − das Fieber − literarische Wirkung entfaltet, aber nicht in erster Linie aus einem wissensgeschichtlichen Erkenntnisinteresse heraus.

Wolfram Ette: Das eigensinnige Kind: Über unterdrückten Widerstand und die Formen ungelebten Lebens – ein gesellschaftspolitischer Essay. Marburg: Büchner, 2019. Pp. 123.

Rechts auf dem Buchcover Heinrich Hoffmanns eigensinniger Struwwelpeter, unten links eine offene Schere, die auf ihn und seine überlangen Nägel und wilden Haare zielt. Eigensinn und dessen Unterdrückung gleich bildlich dargestellt. Aber nicht der Struwwelpeter bildet den Ausgangspunkt für diesen „gesellschaftspolitischen Essay“ des Literaturwissenschaftlers Wolfram Ette, sondern eines der kürzesten – und verstörendsten – Märchen der Gebrüder Grimm über ein eigensinniges Kind, das nicht das tat, was seine Mutter wollte und deswegen sterben musste. Sein Eigensinn lebte im Grabe fort, „sein Ärmchen“ kam immer wieder hervor, bis seine Mutter darauf mit der Rute schlug. Erst dann, wie im trockenen Ton berichtet wird, hatte das Kind „nun erst Ruhe unter der Erde“.

Rainer Kohlmayer: Literaturübersetzen: Ästhetik und Praxis (Publikationen des FTSK, Johannes Gutenberg-Universität Mainz in Germersheim, 72). Bern: Peter Lang, 2019. Pp. 213.

Schon lange gilt es als selbstverständlich, das Übersetzen von literarischen Texten als kreativen und nicht bloß nachahmenden, unschöpferischen Akt aufzufassen. Die Romantiker gingen am Ende des 18. Jahrhunderts sogar so weit, die „poetische“ Übersetzung als Steigerung des zu übersetzenden Werkes anzusehen – und damit als Ergebnis eines Romantisierungsprozesses, mit dem, so Novalis in den Logologischen Fragmenten (Nr. 105), immer eine „qualit[ative] Potenzirung“ einhergehe. Das bedeutet, dass für die Romantiker die Übersetzung gegenüber dem Original als Aufwertung und gerade nicht als nachrangige Ableitung zu verstehen ist.

Digital Humanities

Schulprogramme Höherer Lehranstalten: Interdisziplinäre Perspektiven auf eine wiederentdeckte bildungs- und kulturwissenschaftliche Quellengattung. Ed. Norman Ächtler. Hannover: Wehrhahn, 2021.

Der hier angezeigte Sammelband präsentiert die Ergebnisse einer im Februar 2018 an der Justus-Liebig-Universität Gießen ausgerichteten internationalen Konferenz, die sich mit einer historischen Textsorte befasste, deren bislang unzureichend erforschten Untersuchungs- und Erkenntniswert der Herausgeber mit insgesamt 19 Beiträgen und einer abschließenden „Gießener Erklärung zur Erschließung und Digitalisierung von Schulprogrammzeitschriften“ dokumentiert.

Bildung im digitalen Zeitalter

Rüdiger Görner: Bildung im digitalen Zeitalter. Illustrationen Peter Gut. Zürich: Vontobel Stiftung, 2020. Pp. 56.

Nicht erst die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie zeigte die große Bedeutung der Digitalisierung auch im Bildungskontext auf. Doch die Geschwindigkeit, mit der der digitale Fortschritt in unseren Alltag, aber eben auch in den Bereich der Bildung implementiert wurde, ist immens und wurde durch die pandemischen Ereignisse spätestens seit März 2020 unzweifelhaft erhöht. Rüdiger Görner nutzte die Gelegenheit und publizierte inmitten des gezwungenen (?) digitalen Fortschritts eine Sammlung von kurzen Beiträgen, die sich mit verschiedenen Aspekten von Bildung im digitalen Zeitalter auseinandersetzen. Die jeweils punktgenau passenden Illustrationen steuerte Peter Gut der Publikation bei.

Besprechungen / Germanisch und Deutsch

Katharina Wagner: Geboren im Fluss des Erzählens. Pikareske Schreibweisen in Romanen von Irmgard Keun, Irmtraud Morgner und Emine Sevgi Özdamar. Würzburg: Königshausen & Neumann 2019. (Studien zur Kulturpoetik 27).

Die Pikareske durchzieht die Literatur als eine der ältesten europäischen Gattungstraditionen seit dem 16. Jahrhundert und steht mit ihren Ursprungstexten, dem ,Lazarillo de Tormes‘ sowie dem im deutschsprachigen Raum einschlägigen ,Simplicissimus‘, paradigmatisch für eine schelmenhafte, subversive Poetik. In ihrer 2019 erschienenen Dissertation greift Katharina Wagner diese lange Tradition auf und setzt sie in neue literarische und soziohistorische Kontexte, speziell in eine weibliche Literaturtradition von Pikaras des 20. Jhs. Fokussiert werden die Romane ,Das kunstseidene Mädchen‘ von Irmgard Keun, ,Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz‘ von Irmtraud Morgner sowie Emine Sevgi Özdamars ,Das Leben ist eine Karawanserei‘ und ,Die Brücke vom Goldenen Horn‘.

Hans-Georg Pott: Aufklärung über Religion. Literarische Perspektiven. Berlin: Schwabe 2021.

Die „aufgeklärten, religiös musikalischen und unmusikalischen Zeitgenossen“ sind Adressaten dieser Untersuchungen, „die versuchen, einige Kernbestandteile religiöser Phänomene in der Literatur der Neuzeit zu erkunden, wie Herz und Verstand, das Unheilvolle, Tod und Jenseits, moderne Substitute des Religiösen, um sie, wer weiß, zu konservieren, zu retten, oder dem weiteren Nachdenken zu empfehlen. Warum Dichtung?“

Hermann Stresau: Von den Nazis trennt mich eine Welt. Tagebücher aus der Inneren Emigration 1933–1939. Hrsg. von Peter Graf und Ulrich Faure. Stuttgart: Verlag Klett-Cotta 2021.

‚Von den Nazis trennt mich eine Welt‘ bildet den ersten Teil der gesamten Neuausgabe der Tagebücher Hermann Stresaus und umfasst die Einträge aus den Jahren 1933–1939, bis zum Kriegsausbruch am 1. September 1939. Diesem im März 2021 erschienenen Band folgt ein zweiter Teil (‚Als lebe man nur unter Vorbehalt‘, Oktober 2021), der sich über die Kriegsjahre 1939–1945 erstreckt. Die Neuedition geht auf die 1948 von Hermann Stresau selbst herausgegebene Auswahl seiner Tagebuchaufzeichnungen (1933–1945) zurück, an denen er Kürzungen und stilistische Änderungen vorgenommen hatte.

Kay Wolfinger (Hrsg.): Mystisches Schwabing. Die Münchner Kosmiker im Kontext. Baden-Baden: Ergon Verlag 2020. (Klassische Moderne 40).

Dass der so bezeichnete Kosmiker-Kreis München und besonders den Stadtteil Schwabing nicht nur um 1900 prägte, sondern auch bis zum heutigen Tag eng mit der Stadt verknüpft ist, zeigt der 2020 im Ergon Verlag von Kay Wolfinger herausgegebene Sammelband ‚Mystisches Schwabing. Die Münchner Kosmiker im Kontext‘. 12 Beiträge und ein Gespräch Wolfingers mit dem Lyriker Tristan Marquardt widmen sich dem Kreis aus literatur- und kulturwissenschaftlicher Perspektive: Neben der im Band vorgenommenen, generisch erscheinenden Dreiteilung („Konstellationen“, „Einzeluntersuchungen“ und „Nah am Okkultismus“) lassen sich drei zentrale Themenschwerpunkte benennen: die Beziehung der verschiedenen Mitglieder zueinander, der Konnex von Mythos, Okkultismus und Esoterik, die literarische Verarbeitung des Kreises und textuelle Bezüge zu anderen Schriften.

Besprechungen / Englisch und Amerikanisch

Christoph Heyl: Kleine Englische Literaturgeschichte. Stuttgart: Metzler, 2020.

Modularisierung heißt nicht zuletzt oftmals auch Monotonisierung. Im Sommer 2020 verbot eine sich gemeinhin als frei verstehende Berliner Universität ihrer Anglistik die Lehre einer James Joyce-Vorlesung im Verweis auf die unabweisbar bindenden Zwänge ihrer selbstauferlegten modularen Ordnung. Eine erste partiell modularisierungsgetriebene, wenngleich nicht durchschlagend erfolgreiche Schulbuchwelle vor einigen Jahren erbrachte eine Fülle ortsgeprägter Einführungen in die anglistisch-amerikanistische Literatur- (und Kultur-)wissenschaft. Nun scheint verstärkt das Literaturgeschichtsmodul in der Vermarktung.

Catherine Belsey: Tales of the Troubled Dead: Ghost Stories in Cultural History. Edinburgh: Edinburgh University Press, 2019.

Catherine Belsey’s Tales of the Troubled Dead: Ghost Stories in Cultural History is an engaging and entertaining read. Basing her discussion of ghosts and ghost stories on a multitude of literary examples, Belsey offers a wealth of intertextual and transcultural references and discussion points. Moving effortlessly, sometimes too much so, through the ages and different cultural circles, the book focuses mostly on European ghosts – from Homer via the Renaissance, from the Enlightenment to the Victorian Age, and ending with contemporary examples from literature and cinema.
The book consists of ten chapters, a prelude and a coda, which are each once again broken down into smaller topics, each encompassing a more specific discussion of the larger topic of each respective chapter.

How to Do Cultural Studies: Ideas, Approaches, Scenarios. Ed. Jürgen Kramer and Bernd Lenz . Würzburg: Königshausen & Neumann, 2020.

It is fair to say – as is the premise of this collected volume – that the study of Anglistik in Germany has in the past decades been significantly shaped by the influence of Cultural Studies, a field that has worked its way well towards the mainstream of the discipline. All the more surprisingly, there remains uncertainty about its status, main objectives, core themes and methods. Consequently, six years after the 2014 BritCult’s self-reflexive conference under the motto of “Cultural Studies and Its Discontents” and the eponymous issue of the Journal for the Study of British Cultures, some of the leading scholars of (British) Cultural Studies in Germany have assessed the current state of the field and asked, once again, “how does one teach Cultural Studies effectively […]?”

Key Concepts for the Study of Culture. An Introduction. Ed. Vera Nünning, Philipp Löffler, Margit Peterfy (WVT Handbücher zum literatur- und kulturwissenschaftlichen Studium, 22). Trier: WVT, 2020.

This contribution to WVT’s prominent series of study aids is presented simultaneously as a “handbook” and as an “introduction”. It addresses “young researchers” who need assistance to “find their feet in a booming and highly promising field of study”. The book, which has emerged from a co-taught lecture at the University of Heidelberg, can be read as responding to the specific situatedness of cultural studies within German departments of Anglophone philology. The authors – Vera Nünning, Philipp Löffler and Margit Peterfy, with Corinna Assmann coming in as a co-author for two of the twelve chapters – usefully integrate American and British studies, but they refrain from addressing other English-speaking cultures.

Wolfgang Gehring: Englische Fachdidaktik. Forschung, Vermittlung, Unterricht. (Grundlagen der Anglistik und Amerikanistik, 20). 4., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Berlin: Erich Schmidt, 2020. Pp.

In nunmehr vierter Auflage ist Wolfgang Gehrings kanonische Einführung in die Englische Fachdidaktik erschienen. Gut zehn Jahre sind seit der letzten, dritten Auflage vergangen und wie bei überarbeiteten Neuauflagen im Allgemeinen, stellt sich auch hier die Frage, ob die vorgenommenen Änderungen ausreichen, um die Veränderungen in Theorie und Praxis adäquat zu adressieren.
Wie zuvor bietet auch die vierte Auflage einen gut strukturierten Überblick über Grundlagen und Ansätze des Englischunterrichts. So werden nach einem geschichtlichen Überblick zunächst die Theorien des Spracherwerbs, die Lernbedingungen, der Umgang mit Fehlern und die curricularen Vorgaben thematisiert.

Digital Teaching and Learning: Perspectives for English Language Education. Ed. Christiane Lütge und Thorsten Merse (Narr Studienbücher). Tübingen: Narr, 2021.

With the necessity of distance learning in the wake of the COVID crisis, “digitalization” has well and truly arrived in German schools. The collected volume Digital Teaching and Learning: Perspectives for English Language Education is a welcome contribution to the transfer of general approaches into the more subject-specific concerns of the EFL classroom.
The volume is divided into four sections: “Setting the Scene”, “Digital Dynamics of Language Learning and Professional Development”, “Digital Dialogues in Cultural Learning and Teaching with Texts” and “Outlook for the Digital Classroom”. The individual contributions tend to end with practical examples and feature stimulating “Warm up” and “Follow-up and Reflection” activities.

Anja Steinlen: English in Elementary Schools: Research and Implications on Minority and Majority Language Children’s Reading and Writing Skills in Regular and Bilingual Programs (Multilingualism and Language Teaching, 7). Tübingen: Narr, Francke, Attempto, 2021.

Once confined to German secondary schools, ever since 2004 the teaching of English has become compulsory in elementary schools. The exact point at which English teaching starts varies from federal state to federal state, as does the number of English lessons per week (usually between one and three). According to Steinlen (p. 31), about 2% of elementary schools also offer subjects taught bilingually.
Steinlen’s English in Elementary Schools examines English in primary schools within a tripartite structure. An initial literature review gives an overview of some existing German approaches to elementary school English and of previous empirical studies on the matter. The central chapters of the book deal with new data collected by Steinlen and her collaborators since 2012.

Dynastie – Wissenschaft – Kunst: Die Verbindungen der Dynastien Sachsen-Gotha- Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha zum Britischen Empire. Ed. Friedegund Freitag. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2020.

Um es gleich vorweg zu sagen: Der Band, die schriftliche Fassung der Vorträge der gleichnamigen Tagung in Schloss Friedenstein zu Gotha im Mai 2019, lohnt sich, schon rein äußerlich durch eine sehr gute Bebilderung und Bearbeitung durch Herausgeberin und Verlag Es liegt ein Buch vor, das mit seinen dreizehn bzw. unter Berücksichtigung der Einführung von Friedegund Freitag eigentlich vierzehn Beiträgen das Thema umfassend beleuchtet.

Petra Schultheiss: Like an Ancient Shrine: Mid-19th Century Architectural Theory, the Memorial Mosaics for Prince Albert and the Queen Victoria’s Position as Female Sovereign (Studien zur Kunstgeschichte, 210). Hildesheim, Zürich, New York: Georg Olms, 2018.

Sharp distinctions within the humanities hinder rather than enhance scientific insight. With regard to architectural theory, history, and the ambition to understand their connection and, thus, their production of meaning, it is particularly important to utilize the potential of an interdisciplinary approach. Petra Schultheiss’ study sets out on this path, combines contemporary architectural theory with political history, and adds a third pillar of analysis: the use of a specific material to build and portray – to mediate – the memory of Albert: namely, mosaics.

Common Heritage. Documents and Sources relating to German-British Relations in the Archives and Collections of Windsor and Coburg. Vol. 2: The Photograph Collections and Private Libraries. Ed. Franz Bosbach, John R. Davis, and Karina Urbach. Compiled by Oliver Walton. Based on preliminary work by Sonja Schultheiß-Heinz (Prinz-Albert-Forschungen / Prince Albert Research Publications, 7:2). Berlin: Duncker & Humblot, 2018.

Der hier anzuzeigende Band ist das wissenschaftliche Ergebnis des Projekts „Common Heritage: the Collections of Windsor and Coburg“, welches seit 2003 der renommierte Historiker Franz Bosbach mit seinem exzellenten Team (John R. Davis, Karina Urbach, Sonja Schultheiß-Heinz und Oliver Walton) und einer beachtlichen Anzahl studentischer Hilfskräfte leitete. Das Vorhaben wurde großzügig und lange von verschiedenen Institutionen gefördert (u. a. durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Oberfrankenstiftung, die Niederfüllbacher Stiftung und die Bayerische Volksstiftung).

Michael Wheeler: The Athenaeum: More Than Just Another London Club. New Haven, CT: Yale University Press, 2020.

The Athenæum, founded in 1824, is “more than just another London club” because its originators intended it to be, first of all, more than a social and dining institution. Of course, it was intended to be that, too, but, under the imaginative and energetic leadership of John Wilson Croker (1780–1857) from the Admiralty, the club was to be strictly non-partisan, and its membership had to be distinguished cultural figures. The Athenæum was to be, as the founding intentions stated, a “Club for Literary and Scientific men and followers of the Fine Arts”: no proleptic sense of ‘two cultures’ here. The membership requirements assumed important publications and the library of the Clubhouse – initially at 12 Waterloo Place then, as now, at 107 Pall Mall – was a crucial resource.

Detlev J. Piltz: England. Eine Klasse(n)-Gesellschaft. Bonn: Bouvier, 2020.

Im Jahr 2020 veröffentlichte der in Mannheim als Honorarprofessor für Internationales Recht und Steuerrecht lehrende Rechtsanwalt Detlev J. Piltz eine beindruckende Monographie mit dem Titel England. Eine Klasse(n)-Gesellschaft. Sie zeichnet sich sowohl durch einen humorvollen Grundton als auch durch Kenntnisreichtum und große Belesenheit aus. Wesentlicher Bestandteil der Kapitel sind zahlreiche über die Jahre gesammelte Zitate des englischen Kulturkreises zum Thema „Klasse“, sie entstammen vornehmlich den Bereichen Literatur, Wissenschaft, Politik und Medien. Zudem kann der Autor auf die Erfahrung seiner eigenen Aufenthalte in England zurückgreifen.

Martin Trageser: Die Mountbattens: Eine Familie im Zentrum europäischer Geschichte. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2021. Pp.

In der europäischen, speziell aber in der britischen Geschichte hinterließ die Familie Mountbatten tiefe Spuren. Ihr heute bekanntestes Mitglied war Prinz Philip, der im vergangenen Jahr verstorbene Ehemann der Queen. Die Ehe hatte Philip seinem Onkel Louis zu verdanken, dem wohl einflussreichsten und historisch bedeutendsten Mountbatten, einer charismatischen Figur. Mountbatten war in England in die deutschstämmige Familie Battenberg geboren worden, die ihren Namen während des Ersten Weltkriegs anglisierte. Louis hatte es geschickt verstanden, sich in der Nähe des englischen Königsthrons zu positionieren. Bevor die entstehende Beziehung seines Neffen Philip mit der jugendlichen Queen förderte, hatte er die Freundschaft des künftigen Königs, Edward VIII., gesucht.

Rebecca Kate Hahn: Side-Stepping Normativity in Selected Short Stories by Sylvia Townsend Warner (Challenges for the Humanities, 4). Tübingen: Narr, Francke, Attempto, 2020. Pp. 208.

Rebecca Hahn’s book on Warner, remarkably, is the first monograph on the writings of this prolific, brilliant and underrated English author. Moreover, Warner’s short stories are a neglected area within a neglected oeuvre; her novels have had much more critical attention than her short fiction. Side-Stepping Normativity, then, is a strikingly original and fresh publication. For those who don’t know Warner’s stories Hahn’s book will be an excellent critical introduction, while existing readers will find fresh and insightful readings into a dozen stories. Taken together they give a persuasive account of the impressiveness and scope of Warner’s achievements in this form. The book opens up many avenues for discussion and will be of considerable value to future study of Warner.

“Brexit and the Divided United Kingdom”. Ed. Joanna Rostek and Anne-Julia Zwierlein. Journal for the Study of British Cultures, 26:1 (2019). Würzburg: Königshausen & Neumann, 2019..
“Literatures of Brexit”. Ed. Anna-Julia Zwierlein, Joanna Rostek and Ina Habermann. Journal for the Study of British Cultures, 26:2 (2019). Würzburg: Königshausen & Neumann, 2019.

The aftermath of the 2016 Brexit referendum has already produced a plethora of academic and journalistic commentary. Amongst the most notable publications, all in 2018, are Tim Oliver’s Understanding Brexit. A Concise Introduction, Fintan O’Toole’s Heroic Failure. Brexit and the Politics of Pain, The Routledge Handbook of the Politics of Brexit, edited by Patrick Diamond, Peter Nedergaard and Ben Rosamond, and Brexit and Literature. Critical and Cultural Responses, edited by Robert Eaglestone. In 2019, the Journal for the Study of British Cultures added to this by dedicating its annual two issues to, respectively, the cultural (“Brexit and the Divided United Kingdom”, 1/2019) and literary (“Literatures of Brexit”, 2/2019) study of the topic.

Brexit and Beyond: Nation and Identity. Ed. Daniela Keller and Ina Habermann (Swiss Papers in English Language and Literature, 39). Tübingen: Narr, Francke, Attempto, 2021.

Although a majority of Britons realise now that Brexit was an act of intentional selfharm, for many academics in English Studies outside the United Kingdom, Brexit has paradoxically turned into a gift that keeps on giving. Perhaps to combat the impression that their expertise was not really in demand in debates on the issue, they have devised numerous conferences, colloquia and publications on Brexit, its historical and ideological contexts and likely effects on Britain and the rest of the globe. The collection of essays in question results from such an endeavour, the biannual conference of the Swiss Association of University Teachers of English (SAUTE) on nation and identity, held at the University of Basel in 2019.

Christoph Mauch, Anke Ortlepp und Jürgen Heideking: Geschichte der USA. 7. Auflage. Tübingen: Narr, Francke, Attempto, 2020.

Nachdem die in einschlägigen Fachkreisen der Amerikanistik und Geschichtswissenschaften zu Recht als deutschsprachiges Standardwerk zur Historie der USA zu bezeichnende und hier anzuzeigende Publikation in den zwölf Jahren nach ihrem Ersterscheinen 1996 fünf Mal in überarbeiteten und erweiterten Neuauflagen präsentiert worden war, dauerte es nun weitere zwölf Jahre, bis der 6. Auflage von 2008 eine aktualisierte und ergänzte, sowie durch umfangreiches Online-Zusatzmaterial bereicherte 7. Auflage folgte.

Erhan Şimşek: Creating Realities. Business as a Motif in American Fiction, 1865– 1929 (American Culture Studies, 25). Bielefeld: transcript, 2019.

This doctoral dissertation offers a new perspective on the business motif in American fiction. Whereas earlier studies have mostly dealt with the image of the businessman as a literary figure and the business motif as a tool for social criticism, the present study, inspired by Fluck’s Funktionsgeschichte and Iser’s reception aesthetics, aims to explore the changing functions of the motif between the Gilded Age and the beginning of the Great Depression. The historical framework allows to follow this change through the successive stages of realism, naturalism and early modernism.

Eva-Marie Kröller: Writing the Empire: The McIlwraiths, 1853–1948. Toronto: University of Toronto Press, 2021.

Henry James characterized Victorian serialized novels as “loose baggy monsters,” and somehow this impressive and wide-ranging volume, offering readers over five hundred densely printed pages covering several branches of a Scottish family that, starting in Victorian times, spread over various parts of the British Empire (and beyond), reminded me of that term. Having read Eva-Marie Kröller’s exhaustive study, which she defines as “a type of prosopography, a study of large families over several generations” and as a microhistory (within the macrohistory of the British Empire), from beginning to end, I would claim that its chapters do not only and not so much invite sequential reading, but rather offer themselves to postmodern or deconstructive reading practices not unlike those invited by the major work of one of the most famous members of the McIlwraith family, the renowned Canadian anthropologist T. F. McIlwraith: The Bella Coola Indians, worked on since the 1920s and finally published in 1948.

Canadian Ecologies Beyond Environmentalism: Culture, Media, Art, Ethnicities. Ed. Alessandra Boller, Angela Krewani und Martin Kuester (focal point: Arbeiten zur anglistischen und amerikanistischen Medienwissenschaft, 17). Trier: WVT, 2020.

Canadian Ecologies Beyond Environmentalism: Culture, Media, Art, Ethnicities illustrates the multidimensional understanding of the term ‘ecology’ which transcends its connection to the natural environment. This volume highlights the necessity of a transdisciplinary approach to the manifold ecologies of our present time and thus promotes an awareness of the interconnectedness of human and non-human life, literature, the media and technology. Particularly in times of the Anthropocene, which is characterized by climate change and the ongoing destruction of the natural environment, this volume is a significant and meaningful contribution to the ongoing scholarly discourse.

Englishness

Ailsa Henderson and Richard Wyn Jones: Englishness: The Political Force Transforming Britain. Oxford: Oxford University Press, 2021.

Towards the end of “Little Gidding,” which rounds off Four Quartets, we read that “History is now and England.” T. S. Eliot’s statement, which in turn rounds off the Introduction to this impressive new study, echoes throughout much of what follows: both the idea and the political reality of Englishness is a dog that has been barking in the background of UK politics for decades – and whose bark will only become louder. It’s a straightforward thesis, but one that is thoroughly grounded in the findings of the unprecedented Future of England Survey (FoES), first fielded in 2011 and repeated eight times since.

Besprechungen / Romanisch

Charlott Falkenhagen / Laurenz Volkmann (Hg.): Musik im Fremdsprachenunterricht. Tübingen: Narr Francke Attempto 2019.

Das vorliegende Studienbuch bietet einen facettenreichen Zugang zum Thema Musik im Fremdsprachenunterricht und «gibt einen konzisen Überblick über die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Musik und musikalischen Elementen im Kontext des Lernens und Lehrens von Fremdsprachen». Nach dem Vorwort ist der Band in zwei Teile gegliedert: unter dem Titel «Dimensionen und Perspektiven» umfasst der erste Teil vier einführende Kapitel, die in erster Linie theoretische Überlegungen enthalten; der zweite Teil ist verschiedenen «Genres und Zugängen» gewidmet und besteht aus neun Kapiteln, die eine Zusammenfassung zu einzelnen Gattungen und deren didaktischem Nutzen anbieten.

Marta García García / Manfred Prinz / Daniel Reimann (Hg.): Mehrsprachigkeit im Unterricht der romanischen Sprachen. Neue Konzepte und Studien zu Schulsprachen und Herkunftssprachen in der Migrationsgesellschaft. Tübingen: Narr 2020.

Wie aus dem einleitenden Forschungsüberblick deutlich wird, hat sich Mehrsprachigkeitsdidaktik seit den 1990er Jahren intensiv entwickelt und stellt eines der zentralen Forschungsfelder der deutschsprachigen Fremdsprachendidaktik dar. Unter Bezugnahme auf diese neuen Entwicklungen verfolgt die vorliegende Publikation das Ziel, «einen Überblick über die neuere Geschichte der Mehrsprachigkeitsdidaktik aus romanischer Perspektive zu geben» sowie theoretische, empirische und unterrichtspraktische Erweiterungen des Konzepts zu veranschaulichen. Dieser auf die Sektion «Interaktion, Migration und Mehrsprachigkeit im Unterricht der romanischen Sprachen» des XXXV. Romanistentags in Zürich 2017 zurückgehende Band enthält fünfzehn ausgewählte Beiträge, die auf sechs Abschnitte verteilt sind.

Catulle Mendès und Judith Gautier. Anmerkungen zu den ersten Bänden ihrer Werkausgaben – Erster Teil

Catulle Mendès und Judith, die Tochter von Théophile Gautier, waren von 1866 bis 1896 ein Ehepaar. Beide waren sehr produktive Schriftsteller und zählten zu den ersten Bewunderern und Propagandisten Richard Wagners in Frankreich. Ihre Ehe war nicht glücklich (vor allem wohl wegen der zahllosen Frauengeschichten Catulles), 1878 trennten sie sich offiziell (eine Scheidung war in Frankreich erst ab 1885 wieder möglich). Spätestens nach dem Ersten Weltkrieg gerieten ihrer beider Werke für Jahrzehnte fast völlig in Vergessenheit, aber seit einiger Zeit läßt sich ein neues Interesse nicht nur an Judith beobachten, die in den Fokus einer feministischen Literaturwissenschaft geraten ist; auch etliche Romane und Erzählungen Catulles sind in den letzten Jahren (in Leseausgaben) neu aufgelegt worden.

Francesco Lucioli: Tramutazioni dell’Orlando furioso. Sulla ricezione del poema ariostesco. Roma: Edizioni di storia e letteratura 2020

Die bewegte Rezeption des Orlando furioso stellt seit Langem ein produktives Feld der Ariosto-Forschung dar. Während sich ältere Studien den Kanonisierungsprozessen oder der dichtungstheoretischen Reflexion im Cinquecento zugewendet haben und jüngere Untersuchungen narrative Verfahren wie die Fiktionsironie in den Mittelpunkt stellen, hat Francesco Lucioli jetzt ein bisher wenig bekanntes Kapitel der Rezeptionsgeschichte des Furioso erschlossen, nämlich die Verarbeitung Ariost’scher Oktaven im Rahmen der sogenannten tramutazione.

Oswald Panagl: Im Zeichen der Moderne. Musiktheater zwischen Fin de Siècle und Avantgarde. Wien: Hollitzer 2020.

Oswald Panagl ist ein uomo universale: Klassischer Philologe, Professor für Allgemeine Sprachwissenschaft, dabei ausgebildeter Sänger und seit vielen Jahren als Musiktheater-Dramaturg, und vor allem Autor von Programmheft-Beiträgen unermüdlich tätig. Mehr als sechzig seiner meist kürzeren Texte hat er jetzt zu einem schönen Buch zusammengestellt. Sie decken die «‹lange› erste Hälfte des 20. Jahrhunderts […] von einem großzügig definierten Fin de Siècle bis zur Avantgarde der frühen 1950er Jahre» ab (S. 18), eine Zeit, der von jeher das besondere Interesse des Autors gilt. Für die Buchveröffentlichung wurden sie «überarbeitet und aktualisiert».
DOI: https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2022.01
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1866-5381
Ausgabe / Jahr: 1 / 2022
Veröffentlicht: 2022-05-24
 

Jetzt bestellen – für den gesamten Campus.

Archiv

Nutzen Sie unser Archiv und recherchieren Sie in den Inhaltsverzeichnissen, Kurz- und Volltexten seit Ausgabe 1/2003