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Inhalt der Ausgabe 02/2020

Inhalt

Inhaltsverzeichnis/Impressum

Aufsätze

Sagin, schribin, blibin. Zu Rezeptionsmarkern im Ritterspiegel und anderen didaktischen Werken Johannes Rothes

Das Lehrgedicht ,Der Ritterspiegel‘ (1415) ist das bekannteste Werk im umfangreichen Oeuvre des Eisenacher Geistlichen, Lehrers und Geschichtsschreibers Johannes Rothe (ca. 1360–1434). Der folgende Artikel legt nahe, dass ,Der Ritterspiegel‘ aus zwei strukturell unterschiedlichen Teilen und einem Rahmen aus spätmittelalterlichen Memoria-Topoi besteht. Die erste Hälfte wird geprägt von fortgesetzten Hinweisen auf (vorgebliche?) Mündlichkeit, die zweite Hälfte ist eine Adaptation der ,Epitoma rei militaris‘ des Vegetius und adressiert dezidiert ein Lesepublikum.

Gustav Freytags Soll und Haben – Der Bestseller als ein höherer Trivialroman

Gustav Freytags Roman ,Soll und Haben‘ war vom ersten Erscheinen an (1855) bis ins 20. Jahrhundert ein absoluter Bestseller. Er entsprach also den Maßstäben und Erwartungen des damaligen Bildungsbürgertums und des daran orientierten Kleinbürgertums. Die neuere Forschung hat sich zum größeren Teil mit dem inhaltlichen Angebot des Romans sowie seiner Position in der damaligen Literaturrichtung des Realismus befasst. Verschiedentlich wurden immerhin auch die literarischen Mängel vermerkt. Der vorliegende Beitrag kann diese Kritik erhärten.

Hedwig Fischer: Erinnerungen an den S. Fischer Verlag und dessen Autoren. Zur Rolle Hedwig Fischers im S. Fischer Verlag ausgehend von einer Lektüre ihrer unveröffentlichten Memoiren

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit einem unveröffentlichten Werk über den S. Fischer Verlag und dessen Autoren, bestehend aus persönlichen Erinnerungen und zahlreichen Briefen namhafter Fischer-Autoren, verfasst von der geflüchteten Jüdin Hedwig Fischer (1871–1952), der Ehefrau des Verlegers Samuel Fischer. Das Buch wurde zwischen 1944 und 1949 im New Yorker Exil geschrieben und sollte im Werner Classen Verlag in Zürich erscheinen, was weder zu Lebzeiten noch nach dem Tod Hedwig Fischers geschah. Es handelt sich um eine bedeutende literatur- und kulturgeschichtliche Quelle, die einen umfassenden Eindruck davon vermittelt, wie einer der bedeutendsten Verlage der literarischen Moderne in Deutschland funktionierte: als ein auf freundschaftlichen Banden basierender künstlerischer ‚Kreis‘ eines untergehenden deutschen Bürgertums.

Does Digital Technology Advance Our Understanding of Literary History?

According to Hugh Craig and Brett Greatley-Hirsch in Style, Computers, and Early Modern Drama (2017), “The “arrival of machine-readable texts” and “of computational tools offers new ways to write a systematic” account of Renaissance drama by providing the “scale, which is needed for a broad literary history.” That digital technology provides the basis for a new and improved literary history is a bold assertion, but the same claim has been developed in several other influential studies recently, including Matthew Jockers’s Macroanalysis (2013), Ted Underwood’s Why Literary Periods Mattered (2013) and Distant Horizons (2019), and Andrew Piper’s Enumerations (2018). Underwood and Piper figure prominently along with Craig and Greatley-Hirsch in the first three sections of this essay, where I argue that the quantitative analysis of large textual corpora cannot, as they claim, put literary history on a more secure foundation.

Zwischen Gedenken, Denkmal und Politik: Shakespeares Sonett 71 in der Sepulkralkultur

Der Artikel stellt die Grabplatte der bekannten Bochumer Ärztin Agnes Lackmann (2. April 1893–9. Mai 1973) vor, die vom Bildhauer Heinrich Andreas Schroeteler (10. Dezember 1915–19. Januar 2000) in Granit mit einer Bronzeplatte gestaltet wurde und in der statt des Namens der Verstorbenen Shakespeares Sonett 71 in deutscher Übersetzung eingelassen wurde. Das Grab befindet sich auf dem Bochumer Zentralfriedhof am Freigrafendamm (Feld 0016, Grabstätte 0012) und wurde Gegenstand heftigster Auseinandersetzungen im Bochumer „Kulturausschuss“, während es als einmaliges Zeugnis in der Rezeptionsgeschichte Shakespeares in Deutschland bisher keinerlei Aufmerksamkeit erfuhr.

Das Paradox des Originals: Dietrich Schwanitz und William Shakespeare auf dem Dorfe

Dietrich Schwanitz (1940–2004) held the Chair of English Literature at the University of Hamburg from 1978–1998. He became well known to a nonacademic audience with his very successful campus novel Campus. Ein Roman (Campus: A novel, 1993) and Bildung (Education, 1999). For undisclosed health reasons Schwanitz took early retirement in 1998. In 2001 he bought a dilapidated village inn near Freiburg with a theatre room and had the back wall of the stage lavishly decorated. Fashioned closely after the Supper of St. Gregory the Great by Paolo Veronese (1572), the large, colourful mural is populated with Shakespearean personnel, as a “Supper of Elizabeth I for William Shakespeare.”

Baudelaires Un Mangeur d’opium in kritischer Hinwendung zum Originaltext von Thomas De Quincey

Baudelaires Adaptation der Confessions of an English opium-eater besteht vor allem aus übersetzten Passagen und Resümees, enthält aber auch Elemente von Literaturkritik. Ihres fragmentarischen Charakters wegen sind sie bisher kaum genauer in den Blick genommen worden; man verstand Baudelaires Text gewöhnlich einfach als eine gut lesbare Kurzfassung von De Quinceys Buch und ließ es dabei bewenden. Der Beitrag befasst sich mit Baudelaires oft sehr kurzen kritischen Betrachtungen, die bislang wenig Beachtung fanden.

Italienische Politfiktionen in Serie seit Sciascias L’Affaire Moro

Entführung und Ermordung Aldo Moros wurden nach der Publikation von Sciascias L’Affaire Moro (1978) im Rahmen literarischer und filmischer Politfiktion vielfach aufgegriffen. Von der postmodernen Kryptographie von Sciascias L’Affaire Moro ging man zu konventionelleren Formen des Erzählens über, und der gefangene Moro wurde durch Berlusconi als fiktives Opfer der Nuove Brigate Rosse ersetzt, beispielsweise in L’uomo con il sole in tasca von Cesare De Marchi (2012).

Besprechungen / Allgemeines

Georg Herwegh: Prosa 1833–1848. Bearbeitet von Hendrik Stein. Bd. 3 der Werke und Briefe. Kritische und kommentierte Gesamtausgabe. Ed. Ingrid Pepperle in Verb. mit Volker Giel, Heinz Pepperle, Norbert Rothe und Hendrik Stein. Bielefeld: Aisthesis, 2019.

Mit dem dritten Band Prosa 1833–1848 schließt die seit 2005 bei Aisthesis erscheinende kritische und kommentierte Gesamtausgabe der Werke Georg Herweghs ab. Dank der Herausgeberin Ingrid Pepperle sowie den Mitarbeitern Volker Giel, Heinz Pepperle, Norbert Rothe und Hendrik Stein liegen nun in jeweils zwei Bänden die Lyrik, die Briefe und die Publizistik des populärsten deutschen Dichters im Vormärz vor. Die editorische Erschließung geht zurück auf Bruno Kaiser, der bereits 1948 in Der Freiheit eine Gasse eine Auswahl des Archivmaterials aus Liestal in der Schweiz publizierte. Ab 1957 richtete er eine Arbeitsstelle Herwegh-Ausgabe an der Deutschen Akademie der Wissenschaften in der DDR ein, zu deren Mitarbeiterinnen auch Ingrid Pepperle zählte.

Shakespeare Jahrbuch 2019: Flucht, Exil, Migration. Ed. Sabine Schülting. Stuttgart: Kröner Verlag, 2019.

Die Geschichte des Shakespeare Jahrbuchs bedeutet auch die Geschichte mehrfacher Verlagswechsel, der neueste ging 2019 vonstatten, als der Kröner Verlag die Publikation vom Verlag und Druckkonto Kamp GmbH Bochum übernahm, der das Jahrbuch 36 Jahre lang vorbildlich betreut hatte und nun aus Altersgründen diese Aufgabe nicht weiterführen wollte. Leider findet sich im vorliegenden Jahrbuch keinerlei Würdigung von Kamps Leistung; der Verlag und Druckkonto existieren nicht mehr, so das ein wichtiges Kapitel der Geschichte der Deutschen Shakespeare Gesellschaft kaum mehr rekonstruierbar ist.

William Shakespeare: Venus und Adonis – Die Schändung der Lucretia – Nicht-dramatische Dichtungen [zweisprachig] (Shakespeare Gesamtausgabe, 39). Übersetzt von Frank Günther und mit einem Nachwort von Christa Jansohn und Dieter Mehl (†). Cadolzburg: ars vivendi, 2019.

Frank Günther may even in these very weeks – as one likes to imagine in this spring of 2020 – be adding some final touches to his version of the Sonnets, thus approaching the completion of his German translation of all of Shakespeare’s works. With almost forty handsomely produced volumes in print, Günther’s achievement is indeed astounding, and his most recent, thirty-ninth addition, which publishes Shakespeare’s often neglected epic poems, affords extraordinary pleasure to its readers and encourages them to slow down, to read with care and to appreciate all the linguistic finesse on display.

The Poets’ Collection: Englischsprachige Lyrik im Originalton und in deutscher Übersetzung. Ed. Christiane Collorio und Michael Krüger. München: Der Hörverlag, 2018.

Nach mehrjähriger akribischer Recherche konnten Christiane Collorio, Michael Krüger und ihr Team die hier anzuzeigende zweisprachige Hör-Anthologie auf den Markt bringen. Entstanden ist eine hervorragende Sammlung mit insgesamt 192 Gedichten im Original und deutscher Übertragung von 94 englischsprachigen Autoren und Autorinnen und 76 Übersetzer/innen – beginnend mit Gedichten von Alfred Lord Tennyson (1890) bis hin zu Beispielen aus unserer Gegenwart, etwa Gedichten des schottischen Lyrikers und Jazz-Musikers Don Paterson (geb. 1963) oder des englischen Dichters und Universitätsprofessors Simon Armitage (geb. 1963).

Natascha Adamowsky [u.a.] (Hg.): Archäologie der Spezialeffekte. Paderborn: Fink 2018 (Poetik und Ästhetik des Staunens, 4).

Liest man allein den Titel der vorliegenden Publikation, so meint man als LeserIn, einen filmwissenschaftlichen Sammelband zur Hand genommen zu haben: Beim Begriff ‹Spezialeffekt› taucht vor dem geistigen Auge wohl zunächst einmal unwillkürlich die Geschichte der großen Hollywood-Blockbuster auf, von Stanley Kubricks 2001 – Odyssee im Weltraum (1968) über massentaugliche Spektakelfilme wie Steven Spielbergs Jurassic Park (1993) und bis hin zu jüngeren Science-Fiction-Streifen wieder Matrix-Serie (1999–2003), in der sich Keanu Reeves in der Rolle des Neo mit seinen Widersachern zahlreiche spektakuläre Kampfszenen liefert, die im motion-capture-Verfahren gedreht und mit dem bullet-time-Effekt versehen wurden.

Besprechungen / Englisch und Amerikanisch

Sarah Briest: Married to the City. The Early Modern Lord Mayor’s Show Between Emblematics and Ritual. Heidelberg: Winter Verlag, 2019.

Die Lord Mayor’s Show, eine opulente Prozession über die Themse nach Westminster, mit der jährlich die Amtseinführung des Lord Mayor gefeiert wurde, war von zentraler Bedeutung für das kulturelle Leben der frühneuzeitlichen City of London. Diese Selbstdarstellung von Zünften und städtischer Administration, oft in bewusster Abgrenzung zu monarchischen Ritualen, war eine bunte Mischung performativer Elemente: “extravagantly staged emblematic tableaux, music, dance and speeches, together with disparate crowd-pleasing effects such as fireworks and giants on stilts”.

Local and Global Myths in Shakespearean Performance. Ed. Aneta Mancewicz and Alexa Alice Joubin (Reproducing Shakespeare). Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2018.

Der vorliegende Sammelband vereint die Vorträge eines von den Herausgeberinnen angebotenen Seminars bei der ESRA Conference in Montpellier 2013, ergänzt durch zusätzlich aufgenommene Beiträge. Sammelbände wie diese überzeugen nur selten durch inhaltliche Kohärenz, und auch hier entsteht insgesamt der Eindruck, dass zu heterogene Aufsätze zusammengebunden wurden: „This collection proposes a new understanding of local and global Shakespeare myths in theatre, cinema, and television, as the economic and social costs of globalisation are increasingly under scrutiny.

New Places. Shakespeare and Civic Creativity. Ed. Paul Edmondson und Ewan Fernie. London: Bloomsbury, 2018.

Der Sammelband New Places stellt auf 320 Seiten in vier Hauptkapiteln, „After Garrick“, „New Places; New Forms“, „New Places: Europe“ und „New Places: North America“, diverse Projekte der jüngsten öffentlichen Auseinandersetzung mit Shakespeare vor, die den von den Herausgebern Civic Shakepeare genannten Bereich repräsentieren.

Emma Depledge: Shakespeare’s Rise to Cultural Prominence. Politics, Print and Alteration 1642 – 1700. Cambridge: Cambridge University Press, 2018.

Heute ist Shakespeares Stellung als Dramatiker unangefochten. Unklar ist aber, wann diese Wertschätzung einsetzt. Allgemein setzt man das 18. Jahrhundert an als Ausgangspunkt für Shakespeares Aufstieg zum bedeutendsten Dramatiker. Diese Ansicht unterzieht Depledge einer kritischen Überprüfung und will belegen, dass bereits früher, in den Jahren des Exclusion Crisis, der Aufschwung in Shakespeares Nachruhm einsetzte.

Shakespeare and Quotation. Ed. Julie Maxwell and Kate Rumbold. Cambridge: Cambridge University Press, 2018.

Shakespeare ist in allen Formen der Kultur der meistzitierte Autor der Welt. In dem von Julie Maxwell und Kate Rumbold herausgegebenen Sammelband wird erstmalig umfassend untersucht, wie er über die Jahrhunderte hinweg zitiert wurde und zu welchen Zwecken. Dabei nehmen die Herausgeberinnen auch Shakespeare als Zitierenden in den Blick. In einer allgemeinen Einleitung bieten sie eine Übersicht über die verschiedenen Weisen des Zitierens. Dabei zeigen sie, dass Shakespeare durchaus dem Zitieren aus seinen Werken Vorschub leistete, weil viele seiner Sätze einprägsame Sentenzen sind, dazu gemacht, aufgenommen und memoriert zu werden.

The Revenger’s Tragedy: The State of Play. Ed. Gretchen E. Minton (The Arden Shakespeare State of Play Series). London: Bloomsbury, 2018.

This meticulously edited collection re-examines the fascinating universe of The Revenger’s Tragedy; following scholarly consensus, authorship is attributed to Thomas Middleton. Divided into three sections – “Religion and Genre,” “History and Topicality,” “Performance” – the volume succeeds marvellously in elucidating the “outlandish” features of the play, responding to the ‘religious turn’ in cultural studies by assigning priority, in Part 1, to the links between theology and the constraints/possibilities of the play’s genre(s).

Revisionist Approaches to American Realism and Naturalism. Ed. Jutta Ernst, Sabina Matter-Seibel, Klaus H. Schmidt (American Studies – A Monograph Series, 284). Heidelberg: Universitätsverlag Winter, 2018.

In the last three decades or so there has been a powerful revival of critical interest in a literary phenomenon which had been held in low estimation in the post-World-War-II years. In the wake of new theoretical paradigms such as post-structuralism, New Historicism, Bourdieu’s field theory, multiculturalism, culture and gender studies, American realism and naturalism have become the object of various revisionist efforts. The present (slightly extended) post-conference volume is an expression of and reaction to that trend.

Besprechungen / Romanisch

La Matière et l’esprit. La littérature scatologique au XVIII e siècle. Édition critique par Alain Chevrier. Paris: Classiques Garnier 2018 (Bibliothèque du XVIII e siècle, 33).

Knapp 1500 Seiten skatologische Vers- und Prosatexte aus dem 18. Jahrhundert, mit Anmerkungen und Kommentaren! Wer vor faulen Witzen nicht zurückschreckt, könnte sagen: Nie zuvor hat jemand einen so großen Haufen hinterlassen…

David Gerlach / Eynar Leupold: Kontextsensibler Fremdsprachenunterricht. Tübingen: Narr 2019.

Das vorliegende Buch folgt dem Ansatz der Faktorenkomplexität innerhalb eines Bildungskontextes und verfolgt das Ziel, über den Fremdsprachenunterricht als «privilegierte Instanz für einen interaktiven Prozess» zu reflektieren sowie für die Wichtigkeit einer kontextsensibel eingerichteten Lernumgebung zu sensibilisieren. Es handelt sich um ein Studienbuch, das in fünf Kapitel gegliedert ist. Im Mittelpunkt der Ausführungen und Gedanken stehen Studierende, Referendare bzw. Lehrkräfte in erster Linie in den Fremdsprachen Englisch und Französisch, für die das Buch als «persönliches Arbeitsbuch» nutzbar sein soll.

Linda Gil: L’Édition de Kehl de Voltaire. Une aventure éditoriale et littéraire au tournant des Lumières. Préface de Christiane Mervaud. 2 voll. Paris: Champion 2018 (Les dix-huitièmes siècles, 204).

Zwischen 1784 und 1789 erschien die in Kehl gedruckte Ausgabe von Voltaires Werken als erste posthume, auf größtmögliche Vollständigkeit angelegte, in unterschiedlichen Formaten und Bandzahlen realisierte Edition des monumentalen und vielgestaltigen Werks des großen französischen Aufklärers. Voltaire hatte 1777 mit dem ursprünglichen Verleger der Ausgabe, Charles-Joseph Panckoucke, eine Vereinbarung über das Editionsprojekt getroffen. Diese sah vor, dass der Autor selbst durch die sukzessive Überarbeitung seiner Werke maßgeblich in die Vorbereitung der geplanten Edition eingebunden werden sollte: in die später so genannte Édition de Kehl, Grundlage der Editionen des 19. Jahrhunderts (Beuchot, Moland).

Elena Lombardi: Imagining the Woman Reader in the Age of Dante. Oxford: University Press 2018.

Die Studie Imagining the Woman Reader in the Age of Dante setzt mit der Interpretation eines Bildes ein. Auf dem toskanischen Fresko im Palazzo Comunale von San Gimignano findet sich eine Art «Urszene» für die in der Studie untersuchte Figur des weiblichen Lesens. Das Fresko stellt eine Leseszene dar, die eine weibliche und eine männliche Person im Akt des Lesens zeigt. Während die männliche Person das Buch in den Händen hält, beugt sich die weibliche ihn umarmend über ihn herab. Im verwischten Kopfbereich sind dabei weder das Gesicht des Mannes noch das der Frau zu erkennen, so als hätte man, um die Szene unlesbar zu machen, die Gesichter ausgewischt.

Jean-Jacques Marchand: Studi machiavelliani. 2 tomi. Firenze: Edizioni Polistampa 2018 (Studi e testi di arte, lingua e letteratura, 1). 502 S.

Der Schweizer Machiavelli-Forscher Jean-Jacques Marchand, der bis 2006 an der Universität Lausanne lehrte, legt in dieser zweibändigen Publikation das beeindruckende Ergebnis seiner fünfzigjährigen Forschungsarbeit vor. In den einunddreißig hier vereinigten Aufsätzen betrachtet er Machiavellis Leben und Wirken aus immer neuen Perspektiven, wobei er bald das kluge Vorgehen des Politikers vor und nach der Machtübernahme durch die Medici, bald die umsichtigen Schritte des Diplomaten verfolgt. Marchand weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Machiavelli auch nach 1520 noch vereinzelte diplomatische Aufträge ausgeführt habe.

Anna Maria Raugei: Gian Vincenzo Pinelli e la sua biblioteca. Genève: Droz 2018 (Cahiers d’Humanisme et Renaissance, 151)

Die Verfasserin, die sich bereits in mehreren Beiträgen mit Gian Vincenzo Pinelli beschäftigt hat, legt nun eine Gesamtdarstellung des Schaffens des berühmten Büchersammlers vor, der aus einer reichen genuesischen Familie stammte, 1535 in Neapel geboren wurde und sich 1558 nach Padua begab, wo er zeitlebens blieb und 1601 an einer Nierenerkrankung verstarb. An der berühmten Universität in Padua, wo Studenten aus ganz Europa studierten, widmete er sich juristischen Studien, ohne jemals ein Examen abzulegen.

Voltaire: Questions sur l’Encyclopédie [, par des amateurs]. Sous la direction de Nicholas Cronk et Christiane Mervaud. Oxford: Voltaire Foundation 2008–2018 (Les Œuvres complètes de Voltaire [OCV], 37–43).

Die Novität dieser Gesamtausgabe von Voltaires Questions sur l’Encyclopédie, par des amateurs, erschloss sich in ihrer großen editionsgeschichtlichen Bedeutung erst 2018 in dem zuletzt erschienenen ersten Band, der eine Einleitung von Christiane Mervaud enthält; Mervaud zeichnet auch, zusammen mit Nicholas Cronk, für die Gesamtausgabe verantwortlich.

Kurzbesprechungen / Englisch und Amerikanisch

Elina Gertsman and Barbara H. Rosenwein: The Middle Ages in 50 Objects. Cambridge: Cambridge University Press, 2018.

Das vorliegende reich illustrierte Werk europäischer, byzantinischer und islamischer Kunstwerke ermöglicht es, neue Wege durch das farbenreiche Mittelalter zu durchschreiten. Alle 50 Werke stammen aus dem Cleveland Museum of Art. Sie wurden vier Themenbereichen zugeordnet, so dass bereits hierdurch eine interessante Zusammenschau erreicht wird: Innerhalb der Rubriken, „The Holy and the Faithful“; „The Sinful and the Spectral“; „Daily Life and Its Fictions“ und „Death and Its Aftermath“ werden die 50 brillant reproduzierten Kunstwerke in einzelnen Essays in chronologischer Reihenfolge ausführlich vorgestellt, ihre kulturwissenschaftliche und historische sowie kunsthistorische Relevanz analysiert und durch weiteres Material (etwa Karten) ergänzt.

Pierre Bouet, François Neveux: Der Teppich von Bayeux. Ein mittelalterliches Meisterwerk. Übersetzt von Heike Rosbach und Hanne Henninger. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2018.

Seit 2007 gehört der mittelalterliche Teppich von Bayeux zum Weltdokumentenerbe der UNESCO, die das Ziel verfolgt, „dokumentarische Zeugnisse von außergewöhnlichem Wert in Archiven, Bibliotheken und Museen zu sichern und auf neuen informationstechnischen Wegen zugänglich zu machen“. „Preservation“ (Sicherung), „access“ (Zugang) und „awareness“ (Bewusstseins) sind dabei die drei wichtigsten globalen Ziele „zum Schutz des Dokumentenerbes ‚Memory of the World“ (MOW; www.unesco.de/kultur-und-natur/weltdokumentenerbe/weltdokumentenerbe-weltweit).
DOI: https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2020.02
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1866-5381
Ausgabe / Jahr: 2 / 2020
Veröffentlicht: 2020-11-24
 

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