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Bernd Bastert (Hrsg.): Karl der Große in den europäischen Literaturen des Mittelalters. Konstruktion eines Mythos.

Auskunft zu geben auf die Frage: “Was geschah wirklich?”, war nicht das zentrale Interesse mittelalterlicher Geschichtsschreiber. Viel wichtiger war es, über den eigenen Standort im Kontinuum der Zeit zu orientieren und über das fortgesetzte Wirken Gottes in der Welt zu unterrichten, gegenwärtige Verhältnisse durch die Rekonstruktion des Herkommens zu legitimieren und aufzuzeigen, wie es zugeht in der Welt, und zwar gerade dadurch, daß historische Personen und Ereignisse in ihrer exemplarischen Bedeutung und nicht in ihrer unverwechselbaren Einmaligkeit und Besonderheit präsentiert werden. Dabei läßt sich das Interesse am Musterhaften im historischen Diskurs, der aus der lateinischen Schrift- und Klerikerkultur hervorgegangen ist, genauso nachweisen wie in genuin volkssprachig-mündlichen Geschichtsüberlieferungen. Anschauliches Beispiel für die Transformation einer historischen Person in einen Typus mit exemplarischer Funktion ist Karl der Große, dem nun ein von Bernd Bastert herausgegebener Sammelband gewidmet ist. Der Untertitel ‘Konstruktion eines Mythos’ ist durchaus programmatisch gemeint; denn Herausgeber und Beiträger haben sich die Aufgabe gestellt, “gehärtete Grundmuster” und “ikonische Konstanten” (Hans Blumenberg) in den verschiedenen Ausprägungen des Karlsstoffes in der europäischen Vormoderne herauszuarbeiten (S. XV) und damit auch die Modellierung der Karlsfigur nach konventionellen Erzähl- und Deutungsschemata sichtbar zu machen.

Seiten 123 - 127

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2006.01.13
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1866-5381
Ausgabe / Jahr: 1 / 2006
Veröffentlicht: 2006-04-01
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Dokument Bernd Bastert (Hrsg.): Karl der Große in den europäischen Literaturen des Mittelalters. Konstruktion eines Mythos.