• Schreiben Sie uns!
  • Seite empfehlen
  • Druckansicht

Der Teufel und die beste aller möglichen Welten: Calderón und Goethe

Wenn das Vollkommene alles bestimmt, wo bleibt dann Platz für den Teufel? So könnte man das Grundproblem der Theodizee formulieren, das ausführlich im spanischen 17. Jahrhundert erörtert wurde. Zwei Jesuiten aus Sevilla, Diego Ruiz de Montoya und Diego Granado, sind Vorläufer von Leibniz’ Vorstellung, dass Gott das will und auch immer tut, was im Hinblick auf das Universum besser und vernünftiger ist. Diese soll zunächst mit ihren antiken und mittelalterlichen ideengeschichtlichen Implikationen vorgestellt werden. Im 18. Jahrhundert kritisierte Voltaires Candide (1759) Leibniz. – Gern wird in der Literatur auf den Teufel zurückgegriffen, wenn es darum geht, im Vertrauen auf dessen überlegene Macht und umfassenderes Wissen unüberwindlich erscheinende Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Wie frei der Teufel dabei handeln kann, hängt von der Frage ab, ob das Böse eine Eigenständigkeit hat oder ob es eine Unterfunktion des Guten ist. Gezeigt werden Spannungen zwischen Theorie und Leidenschaft, Melancholie und Streben, Genie und Pedant, Macht und Ohnmacht der Magie in Calderóns El mágico prodigioso (1663) und Goethes Faust I (1806), bevor ein Exkurs den Teufel im Don Quijote betrachtet.

If the perfect determines everything, where is room for the devil? This is how one could formulate the basic problem of theodicy, which was discussed at length in 17th century Spain. Two Jesuits from Seville, Diego Ruiz de Montoya and Diego Granado, are precursors of Leibniz’s idea that God wills and always does what is better and more reasonable with regard to the universe. This will first be presented with its ancient and medieval implications in the history of ideas. In the 18th century, Voltaire’s Candide (1759) criticized Leibniz. – In literature, the devil is often invoked to remove seemingly insurmountable obstacles by relying on his superior power and greater knowledge. How freely the devil can act in this depends on the question of whether evil has an autonomy of its own or whether it is a sub-function of good. Tensions between theory and passion, melancholy and effort, genius and pedant, power and impotence of magic in Calderón’s El mágico prodigioso (1663) and Goethe’s Faust I (1806) are shown before a digression considers the devil in Don Quixote.

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2022.02.07
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1866-5381
Ausgabe / Jahr: 2 / 2022
Veröffentlicht: 2022-11-24
Dokument Der Teufel und die beste aller möglichen Welten: Calderón und Goethe