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Die Längenhierarchie in Hand- und Unterschriften

Dieser Beitrag stellt einen Versuch dar, ein graphematisches Prinzip auf Handschriften anzuwenden und argumentiert, dass die Betrachtung von Handschriften unterstützende Evidenzen für graphematische Theorien liefern kann. Exemplarisch wird dazu die graphematische Längenhierarchie ausgewählt. Die Längenhierarchie ist ein gut beschriebenes Phänomen in der deutschen Schriftsprache. Bislang wurde sie jedoch nur für Druckschriften aufgestellt. Der vorliegende Artikel untersucht die Möglichkeit, eine Längenhierarchie für Handschriften aufzustellen und stützt sich dabei besonders auf die Schulausgangsschriften. Insbesondere werden Unterschriften betrachtet, die als eine Extremform der Handschriftlichkeit interpretiert werden. Ich gehe davon aus, dass nichts so häufig handgeschrieben wird wie die eigene Unterschrift und dass deshalb dort Prinzipien eines „ökonomischen Schreibens“ am deutlichsten auftreten werden, d.h. dass die Schreibungen, die besonders wichtig für das Lesen sind auch besonders deutlich geschrieben werden und die rezeptiv vernachlässigbaren Strukturen weniger deutlich. Hierzu wird die Alltagsbeobachtung analysiert, dass in Unterschriften oft die langen Buchstaben besonders deutlich und die kompakten Buchstaben eher undeutlich produziert werden, sie werden nivelliert. Es zeigt sich, dass die Häufigkeiten der Nivellierungen jedes Buchstabens auf eine skalare Verteilung der Buchstaben hindeuten. Damit wird die Idee einer Längenhierarchie und einer graphematischen Silbe als Leseerleichterung gestützt.

This article attempts to apply a graphematic principle to handwriting and argues that the analysis of handwriting can offer evidence in support of graphematic theories. The graphematic length hierarchy is chosen as an example of this. The length hierarchy is a well-described phenomenon in German written language, but it has only been applied to block letters. This article examines the possibility of establishing the length hierarchy for hand written letters, based principally on the official German handwriting samples for schools. In particular, the article analyses signatures as an extreme form of handwriting. The assumption is that nothing is written by hand as frequently as signatures, and that therefore mechanisms of ‘economic writing’ will be most visible in these. This implies that elements which are important for reading are written more distinctly and legibly than elements which are receptively negligible. The article analyses the common observation that in signatures, long letters are often written more distinctly than compact letters, which tend to be levelled. In fact, the frequencies of such levellings indicate a scalar distribution of letters, which supports the idea of a length hierarchy and the structure of a graphematic syllable as an aid to reading.

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-775X.2018.04.04
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-775X
Ausgabe / Jahr: 4 / 2018
Veröffentlicht: 2018-10-16
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Dokument Die Längenhierarchie in Hand- und Unterschriften