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Die Reise ans Ende der Welt. Tristan da Cunha in der Literatur: Wunschtraum und Erwachen

Tristan da Cunha? Wer dabei einen Rotwein von der Algarve vermutet, darf sich belehren lassen: Es handelt sich um die 1506 von einem portugiesischen Admiral dieses Namens entdeckte, etwas mehr als 100 Quadratkilometer große, nahezu kreisrunde Insel vulkanischen Ursprungs im Südatlantik, ca. 37° südlicher Breite, ca. 12° westlicher Länge, 2500 km südlich von St. Helena, dem nächstgelegenen bewohnten Fleckchen Erde, 3000 km vom Kap der Guten Hoffnung, 3300 km von Montevideo entfernt, eine seit 1816 mehr oder weniger formaljuristisch britische Besitzung. Überragt ist sie von einem jahreszeitlich schneebedeckten, meist auf halber Höhe von einem dichten Wolkenkranz umgebenen, vom Kratersee erst kegelförmig zu einem ringförmigen schmalen Hochplateau, dann fast senkrecht zur Küste abfallenden Basaltmassiv von etwa 2000 m Höhe. Besiedlung, Landwirtschaft und Viehhaltung sind nur auf einer ca. 700 m breiten, 6-7 km langen, aus vulkanischem Schutt gebildeten Landzunge im Nordwesten möglich, 30-60 m über dem Meeresspiegel. Die ständige Bevölkerung der Ansiedlung, Edinburgh-of-the-Seven-Seas genannt, beläuft sich heute auf etwa 300 Personen, in sieben Großfamilien von legendärer Gesundheit und stark ausgeprägter Unabhängigkeitsmentalität. Vier kleinere Nachbarinseln, die zu dem Archipel gehören, sind unbewohnt; Ureinwohner hat auch Tristan nie gehabt. 1810 langten die ersten Bewohner an, drei Amerikaner, von denen einer, Jonathan Lambert aus Salem in Massachusetts, in der ‘Boston Gazette’ vom 18. Juli 1811 sich als Herrn von Tristan da Cunha proklamierte und auch gleich einen Entwurf zur Landesflagge veröffentlichte. 1816 stationierte die britische Admiralty für etwa ein halbes Jahr eine Bereitschaftstruppe auf Tristan da Cunha für den Fall eines Fluchtversuchs Napoleons; anschließend, 1817, blieben einige der Garnisonssoldaten zurück. Nach und nach kamen Schiffbrüchige, Deserteure, Zuwanderer aus der Kapkolonie, Robbenjäger und Matrosen von Walfangschiffen, Englischsprachige zumeist, hinzu, aber auch ein Holländer und zwei Italiener, überdies schwarze Frauen aus St. Helena.

Seiten 24 - 54

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2010.01.03
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1866-5381
Ausgabe / Jahr: 1 / 2010
Veröffentlicht: 2010-04-22
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