Disability History. Konstruktionen von Behinderung in der Geschichte. Eine Einführung. Ed. Elsbeth Bösl, Anne Klein und Anne Waldschmidt

Die Herausgeberinnen Elsbeth Bösl, Anne Klein und Anne Waldschmidt unternehmen in Form dieses Sammelbandes den Versuch, eine Einführung in die „Disability History“, also in die Historiographie zu geben, welche sich der Thematik „Behinderung“ widmet. Mit „Behinderung“ ist damit zunächst eben jene Abweichung, sei es psychisch sei es somatisch von der in einer Gesellschaft verhandelten Norm gemeint. Entsprechend erhält bei der Geschichtsschreibung darüber der jeweilige Kontext, sei es mikro- oder makrostrukturell gesehen, besondere Bedeutung zugestanden. Dabei wiederum sind historisch differente Legitimationsdiskurse um Normen besonders wichtig. „Behinderung“ kann somit in der Tat als gesellschaftliche Zuschreibung verstanden werden, die in einem weiteren Ausgrenzungsdiskurs zu würdigen ist. Man könnte sogar soweit gehen zu behaupten, Gesellschaften bedürfen solcher Ausgrenzung, um damit nach innen stabil zu bleiben. Die Herausgeberinnen gehen bei ihrer Einführung davon aus, dass eine solche Geschichtsschreibung, welche auf die Thematik „Behinderung“ fokussiert, spezielle Fragen beinhaltet, wenn nach Machtverhältnissen bzw. Kontrollmechanismen zu fragen ist, welche „Behinderung“ erst entstehen lassen. Diese Fragen werden dann in den weiteren Kontext der Disability Studies gestellt, wenn es letztlich doch um soziale Ungleichheiten geht. Auch nach Lektüre dieses Sammelbandes habe ich allerdings Zweifel, ob es in dieser Geschichtsschreibung, „Disability History“ genannt, in der Tat spezielle Fragen sind, die über jene der allgemeinen Medizingeschichte hinausgehen – und damit im Grunde auch rechtfertigen von einer eigenen Teildisziplin zu sprechen. Zumindest sehe ich deutliche Überschneidungen mit der Medizingeschichte.