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Ez gerten ir sinne / anderre minne – Zum Verhältnis von Begehren und Gewalt im mittelhochdeutschen Artusroman

Die Begriffe ‘Liebe und Gewalt’ oder ‘Minne und Âventiure’ sind in der mediävistischen Forschung zu einer gängigen und scheinbar symbiotischen Doppelformel verschmolzen. Zahlreiche Untersuchungen – gerade zum arthurischen Narrativ – widmen sich zu Recht dieser spezifischen Verknüpfung. Oftmals ist darin die Minne als bestürmende, drängende Macht definiert, die mit einer Dialektik von Gewalt sowohl auf der Handlungs- als auch der Sprachebene reagiert. Der vorliegende Beitrag geht jedoch von der Annahme aus, dass die Verbindung in den meisten Fällen vielmehr ein Gefühl des ‘Begehrens’ statt eines der Liebe artikuliert. Auffallend ist in diesem Zusammenhang die innerhalb der Forschung häufig synonyme Verwendung der beiden Termini. Der Artikel nimmt infolge dessen eine Unterscheidung zwischen ‘Liebe’ und ‘Begehren’ vor. Insbesondere anhand der Analyse des Verhältnisses von Begehren und Gewalt scheint die Differenz der beiden Konzepte deutlich auf. Wissenstheoretische Grundlage bilden dazu die Analysen der Beziehung von Begehren und Gewalt in Ovids ‘Ars Amatoria’ sowie Andreas’ Capellanus ‘De Amore’, deren Ergebnisse einen literaturhistorischen Vergleich mit drei frühen Texten der mittelhochdeutschen Artusepik, Hartmanns ‘Erec’ und ‘Iwein’ sowie dem Wolfram’schen ‘Parzival’, einleiten. Neben diversen Beziehungsrelationen zwischen Begehren und Gewalt zeigt die Analyse geschlechtsspezifische Unterschiede der beiden Untersuchungstermini auf.

The terms ‘love and violence’ or ‘courtly love and âventiure’ have blended into a common and seemingly symbiotic double formula in medieval research. Numerous analyses rightfully address this particular connection and often define courtly love as an overwhelming, surging power which reacts with a dialect of violence on the narrative as well as linguistic level. However, the given article assumes that the connection rather articulates a feeling of desire than love. In this context it is striking that these terms are often used synonymously in research. Therefore the article differentiates between ‘love’ and ‘desire’. The difference of the two concepts especially reveals itself in the analysis of the relation of desire and violence. The analyses of the relation of desire and violence in Ovid’s ‘Ars Amatoria’ as well as Andreas Capellanus’ ‘De Amore’ whose results initiate a comparison with three early texts of Middle High German Arthurian epic poetry, Hartmann’s ‘Erec’ and ‘Iwein’ as well as ‘Parzival’ by Wolfram von Eschenbach, provide the epistemological basis. Besides diverse relations between desire and violence the analysis shows gender-related differences of both terms.

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2016.02.04
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1866-5381
Ausgabe / Jahr: 2 / 2016
Veröffentlicht: 2016-12-13
Dokument  Ez gerten ir sinne / anderre minne  – Zum Verhältnis von Begehren und Gewalt im mittelhochdeutschen Artusroman