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Fabrikant und Kolonisator
Die Modernisierung klassischer Dramenfiguren bei Immermann und in Goethes Alterswerk

Die neuere Forschung hat zu Recht betont, dass Karl Immermann nicht mehr unbesehen in die Schar der Klassik-Epigonen einzureihen ist. Nicht zu übersehen bleibt aber weiterhin seine Arbeit nach literarischen Mustern, die in ihrer spezifischen Ausformung zu analysieren ist. So steckt im Zeitroman „Die Epigonen“ (1836) ein kaum beachteter Rückbezug auf Schillers „Wallenstein“, der sich mit zeitgenössischen Tendenzen (vor allem der Industrialisierung) überlagert. Ungefähr zeitgleich ist im Schlussakt von Goethes „Faust II“ eine Modernisierung der Faustfigur im Betreiben eines Kolonisationsprojekts zu beobachten. Eine „Vergleichung“ erweist den alten Goethe in dieser letzten Lebensrolle Fausts als den wahren Modernisierer der klassischen Epoche.

Recent criticism has rightly emphasised that the German author Karl Immermann should no longer be blindly regarded as an epigone of classicism. However, we cannot ignore the fact that the work he based on literary patterns needs to be analysed in its specific aesthetic design. The Zeitroman “Die Epigonen” (1836), for instance, contains a hardly acknowledged reference to Schiller’s “Wallenstein”, a reference which is overlaid with contemporary social, political and economic tendencies (above all industrialisation). Almost simultaneously, we can recognise a modernisation of the character of Faust in the final act of Goethe’s “Faust II”, as part of a colonisation project. From a comparative point of view Faust's final role in life shows the elderly Goethe as the true moderniser of literary classicism.

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2020.04.04
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-7806
Ausgabe / Jahr: 4 / 2020
Veröffentlicht: 2020-12-11
Dokument Fabrikant und Kolonisator