Georg Bossong: Die romanischen Sprachen: eine vergleichende Einführung

Die romanischen Sprachen bilden ein einmaliges Forschungsgebiet: es handelt sich um die einzige Sprachfamilie, deren gemeinsame Ursprungssprache erhalten ist, die einzige Sprachfamilie, “die drei Weltsprachen umfasst” (276), eine große Gruppe nahe verwandter und gut dokumentierter Sprachen, die ein ideales Feld für die vergleichende Sprachforschung und die Varietätenlinguistik bildet, und darüber hinaus hat diese Familie den enormen praktischen Vorteil des relativ leichten Übergangs zwischen den Sprachen: wer eine romanische Sprache gelernt hat, kennt damit die Schwestersprachen bereits zu einem großen Teil. Während eine ganze Reihe Einführungen in die romanistische Linguistik vorliegt (cf. 311–312) gibt es vergleichsweise wenige Werke, die einen Überblick über “alle” romanischen Sprachen bieten: neben der im Vorwort erwähnten Präsentation von Schlösser (7) und der in der Bibliographie angeführten Arbeit von Harris/Vincent ist fast nur die Einführung von P. Lindenbauer, M. Metzeltin und M. Thir zu nennen. An dieser Stelle setzt Vf. an, der mit dem vorliegenden Werk “eine übersichtliche Präsentation der einzelnen romanischen Sprachen in vergleichender Perspektive auf dem heutigen Stand des Wissens” bieten will (8), was ihm – das sei vorweggenommen – in hervorragender Weise gelungen ist. Neu ist dabei 1. die Kompilation von Angaben zu “Verbreitung, Sprecherzahl und soziopolitischem Status [...] aus den neuesten verfügbaren Quellen” (8) und 2. der synchron-typologische Zugang anhand wichtiger sprachlicher Strukturmerkmale; neun romanische Sprachen werden nach einem einheitlichen Raster von 16 Merkmalen dargestellt: “die ganze Romania in 144 Fragen und Antworten” (11). Das Buch wendet sich an alle an den romanischen Sprachen Interessier ten, “auch an den sogenannten ‘gebildeten Laien’” (9), und möchte damit ebenso “so etwas wie ‘linguistische Allgemeinbildung’” vermitteln (10).

Seiten 234 - 239