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“Like Another Lucretia” – die Evidenz der Bilder. Samuel Richardsons Clarissa und seine Ikonotexte

But what I most apprehend is, that with her own hand, in resentment of the perpetrated outrage, she (like another Lucretia) will assert the purity of her heart: or, if her piety preserve her from this violence, that wasting grief will soon put a period to her days.

Belfords, des reformierten Libertins nachgerade prophetische Wahrnehmung von Clarissas moralischem Charakter ist nur einer von zahlreichen Hinweisen in Samuel Richardsons Clarissa, Or The History of a Young Lady (1747–48) auf die vom Autor konstruierte teilweise Analogie der tugendhaften Heroine des 18. Jahrhunderts mit jener der Antike. “[N]ec ulla deinde impudica Lucretiae exemplo vivet”, mit diesen Worten stirbt die geschändete Lucretia nach des Livius’ Bericht durch ihren Dolch. Doch für Clarissa ist die berühmte Frau der Antike in eben diesem Punkt kein Vorbild. Nach ihrer Vergewaltigung durch Lovelace legt sie nicht selbst Hand an sich, sondern grämt sich – wie Belford dies, noch bevor die Tat überhaupt geschehen ist, fast schon zu erwarten scheint – zu Tode. Der Austausch des einen Paradigmas gegen ein anderes, grob vereinfacht: des Suizids gegen die erschmachtete Glückseligkeit im Jenseits, hat Methode. Dasselbe Verfahren – die kontrastive Gegenüberstellung seines eigenen Textes mit einem Prätext, durch die dessen mehr oder minder subtile Umdeutung erzielt wird, ist eines der durchgängigen Konstruktionsprinzipien von Richardsons Roman.

Seiten 56 - 76

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2008.01.04
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1866-5381
Ausgabe / Jahr: 1 / 2008
Veröffentlicht: 2008-04-01
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