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Miguel Delibes, El hereje: Individualisierung und Disziplinierung

Das Motto, das Delibes seinem Roman (Erstveröffentlichung: Barcelona (Destino) 1998) vorangestellt hat, präzisiert den Titel El hereje, indem es das Thema “Religion und Gewalt” anspricht: “¿Cómo callar tantas formas de violencia perpetradas también en nombre de la fe? Guerras de religión, tribunales de la Inquisición y otras formas de violación de los derechos de las personas...” (S.13) In den folgenden Überlegungen werde ich mich diesem Thema indirekt nähern, aus der Perspektive eines anderen, im Roman präsenten Sujets: des Phänomens der Individualisierung. Protagonist ist Cipriano Salcedo, der am 31. Oktober 1517 als einziges Kind eines wohlhabenden Wollhändlers und Grundbesitzers in Valladolid geboren wird. Als die Mutter kurz nach der Geburt stirbt, setzt sich im Kopf des Vaters, Bernardo Salcedo, die Idee fest, sein Sohn sei am Tod der Mutter schuld. Die fehlende Liebe des Vaters und das Gefühl der Bedrohung lassen die Angst zur bestimmenden frühkindlichen Erfahrung Ciprianos werden, eine latente, jedoch permanente Angst, die ihren physischen Ausdruck in einem leichten Stottern findet, das auch den erwachsenen Cipriano nicht verlassen wird. Als der Junge später die konkrete Anschuldigung des Vaters zu hören bekommt, entstehen diffuse Schuldgefühle, die in Ermangelung eines faktischen Grundes sich auf die Suche nach Motiven begeben.

Seiten 91 - 104

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2005.01.07
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1866-5381
Ausgabe / Jahr: 1 / 2005
Veröffentlicht: 2005-04-01
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Dokument Miguel Delibes, El hereje: Individualisierung und Disziplinierung