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PVC-Abfälle thermisch und stofflich verwerten statt PVC-Verzicht!

Kunststoffe leisten einen wachsenden Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung. Beispielweise sparen beim Bau Fenster und Dämmstoffe aus Kunststoff innerhalb ihrer erwarteten Lebensdauer von über 50 Jahren ein Vielfaches der Energie ein, die ihr Herstellungsprozess erfordert. Kunststoffe zu Verpackungszwecken schützen vor Beschädigung und Verschmutzung, womit erhebliche Material- und Energieeinsparungen erreicht werden können. Durch die Auswahl geeigneter Entsorgungsstrategien für Kunststoffabfälle wird ein weiterer Beitrag zur Umweltfreundlichkeit geleistet.

Die PVC-Mengenentwicklung ist in vielen Marktsegmenten positiv. Beispielhaft werden 54 % der Fenster in Deutschland aus PVC gefertigt. 1997 erreichte der Produktionszuwachs für PVC in Deutschland mit 9 % einen Spitzenwert unter allen Kunststoffen. Im Abfallstrom wird bezogen auf Deutschland eine Gesamtmenge von 630.000 t/a (berechnet als Produkt) vermutet. Die gemischten Kunststoffabfälle im Siedlungsabfall setzen sich zu 64 % aus PE, 6 % PS, 2 % PET, 4 % PVC u. a. zusammen. Bei der Verwertung von PVC war im Bezugsjahr 1999 ein ungefährer Gleichrang von werkstofflichem und energetischem Recycling zu unterstellen.

In der „Freiwilligen Selbstverpflichtung zum nachhaltigen Wirtschaften“ vom März 2000 haben PVC-Erzeuger, -Verarbeiter und -Zulieferer zugesagt, bis 2010 europaweit zusätzlich zu den derzeit recyclierten Mengen und den Mengen, die aus regulierten Strömen recycliert werden (Auto, Elektronik) 200.000 t/a Alt-PVC wieder zu verwerten. 2001 wurden lediglich etwa 8 % aller in Europa anfallenden PVC-Abfälle stofflich verwertet. Folgende Recyclingverfahren wurden deshalb entwickelt und werden z. Zt. getestet:


  • das sog. Vinyloop-Verfahren,

  • die hydrolytische Spaltung in einer Großanlage,

  • die Verbrennung und HCl-Gewinnung in einem Drehrohrofen,

  • die Zersetzung in einem Schlackebad und

  • die Ersatzbrennstoffgewinnung durch Dehydrochlorierung von Mischkunststoffen für Hochöfen.



Die Kosten dieser Verfahren liegen bei rund 250 Euro/t, mit Ausnahme des Vinyloop Verfahrens, das deutlich darunter liegt.

Die Müllverwertungsanlage Rugenberger Damm (MVR) in Hamburg bietet hierzu eine mögliche ökonomische und ökologische Alternative – die Mitverbrennung von PVC-Abfällen zusammen mit anderen Siedlungsabfällen und die Rückgewinnung des Chlors in Form von 30 %-iger Salzsäure. Möglich wurde dieses Vorgehen durch die Planungsvorgabe, alle aus dem Abfall nutzbaren Energien bzw. Stoffe, soweit ökonomisch und ökologisch vertretbar, zurückzugewinnen. Diese bei der Müllverwertungsanlage Rugenberger Damm vorhandene fortschrittliche Recyclingtechnologie wurde im August/September 2001 im Rahmen eines Großversuchs durch die Verwertung von rund 500 Tonnen Folien, Rohren und anderen PVC-Abfällen überprüft.

Seiten 322 - 332

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1863-9763.2002.06.02
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1863-9763
Ausgabe / Jahr: 6 / 2002
Veröffentlicht: 2002-06-01
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