Sickerwasserprognose: Sorptionsbeeinflusster Transport organischer Schadstoffe – Modellansätze und offene Fragen

Die in der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung festgeschriebene Sickerwasserprognose ist ein Instrument zur Abschätzung der von kontaminierten Flächen ausgehenden oder in Zukunft zu erwartenden Schadstoffeinträge über das Sickerwasser in das Grundwasser, wobei Ort der rechtlichen Beurteilung der Übergangsbereich des Sickerwassers von der ungesättigten in die wassergesättigte Zone ist. Die Sickerwasserprognose soll in zwei Schritten durchgeführt werden. Zunächst ist die Quellstärke des zu untersuchenden Materials zu ermitteln. Daran schließt sich die Transportprognose an, die auf der Basis eines Transportmodells die Schadstoffverlagerung von der Quelle zur Grundwasseroberfläche beschreibt und daraus die am Ort der Beurteilung zu erwartenden Konzentrationen ableitet.
Der folgende Beitrag, der sich mit der Rolle der Sorption beim Transport organischer Schadstoffe beschäftigt, basiert auf einem Diskussionspapier, welches im Rahmen der Arbeit der ATV-DVWK-Arbeitsgruppe „Eluat und Sickerwasser“ entstanden ist. Diese Arbeitsgruppe hat sich zum Ziel gesetzt, Probleme, die mit der Sickerwasserprognose verbunden sind, zu diskutieren, Forschungsbedarf zu benennen und für den Routinebetrieb einsetzbare Lösungen zu erarbeiten. In diesem Zusammenhang sei auf die in dieser Zeitschrift bereits erschienenen Beiträge von Lang und Kaupenjohann (2003) sowie Lennartz (2003) verwiesen.
Die Sorption am durchströmten Feststoffmaterial gehört neben dem biologischen Abbau und dem Übergang in die Gasphase zu den wesentlichen Prozessen, welche den Transport gelöster organischer Schadstoffe von der Quelle zum Grundwasser beeinflussen können. Da zum Thema Sorption und Transportprognose bereits einige zusammenfassende Darstellungen existieren (z. B. Grathwohl, 2000; Grathwohl und Susset, 2001; Reinstorf et al., 2001), soll der Schwerpunkt hier vor allem auf das Aufzeigen von Problemfeldern und das Ableiten künftigen Forschungsbedarfs gelegt werden. Zum besseren Verständnis ist es allerdings notwendig, zunächst noch einmal einige wesentliche Grundlagen im Überblick darzustellen.

Seiten 23 - 30