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Till Breyer: Chiffren des Sozialen. Politische Ökonomie und die Literatur des Realismus, Göttingen: Wallstein Verlag 2019.

Obgleich es nicht ihr erklärtes Ziel ist, ließe sich Till Breyers Monografie „Chiffre des Sozialen. Politische Ökonomie und die Literatur des Realismus“ ohne viel Mühe als Antwort auf den bisweilen immer noch kursierenden Vorwurf lesen, materialistischer Literaturwissenschaft – gerade jener marxistischer Provenienz – hafte ein unterkomplexer Determinismus an. Denn die im aktuellen Forschungsdiskurs vielbehauptete Nähe realistischer Literatur zum Diskursfeld der politischen Ökonomie begründet Breyer weder kausal noch unter Zuhilfenahme des stark frequentierten Models der relativen Autonomie. Stattdessen weist er in seiner Studie auf deren gemeinsamen Gegenstand hin: In beiden Feldern gehe es um die Repräsentation einer verfehlten und verschlüsselten sozialen Wirklichkeit – einer Wirklichkeit der Produktion, die ihrerseits Wirklichkeit produziert. Auch wenn es heute fast gewagt erscheinen mag, die Fluchtlinien von Literatur und Ökonomie im überlasteten Begriff der Produktion zu verorten, ergibt Breyers Zugang eine besonders schlüssige und originelle Perspektive auf das alte Problem einer scheinbar undurchdringlichen und kontingenten Wirklichkeit, das die realistische Literatur mit dem Wissen der Ökonomie über nationale Grenzen hinweg im Laufe des 19. Jahrhunderts verbindet.

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2022.02.10
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-7806
Ausgabe / Jahr: 2 / 2022
Veröffentlicht: 2022-06-25
Dokument Till Breyer: Chiffren des Sozialen. Politische Ökonomie und die Literatur des Realismus, Göttingen: Wallstein Verlag 2019.