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Großrahmenscherversuche auf der Deponie Wernsdorf

Grundvoraussetzung zur Standsicherheitsberechnung von Deponien ist die Ermittlung und Festlegung der geomechanischen Kennwerte. In der Praxis bereitet die Festlegung der geomechanischen Kennwerte des Abfalls immer wieder große Schwierigkeiten, da wegen der unterschiedlichen eingelagerten Abfallarten je nach deren Zersetzungsgrad bzw. -prozess Inhomogenitäten vorliegen und zeitliche Veränderungen im Deponiekörper stattfinden. Häufig ist die Standsicherheit mit wenig befriedigenden, weil verallgemeinerten, Kennwerten zu berechnen. Auch die anerkannten Untersuchungsmethoden der Bodenmechanik lassen sich nicht ohne weiteres auf die Untersuchung von Abfällen übertragen. Von der IGU mbH, Uelzen, und den Berliner Stadtreinigungsbetrieben (BSR), Berlin, wurde ein Versuchsaufbau für In-Situ-Scherversuche entwickelt, bei dem die Stabilität aus vorhandener Struktur erhalten bleibt. Im Rahmen eines Feldversuchs wurden auf der Siedlungsabfalldeponie Wernsdorf die geomechanischen Kennwerte der eingelagerten Altabfälle bestimmt.

Die Deponie Wernsdorf liegt im Umland von Berlin und ist mit ca. 25 ha die kleinste der drei Deponien der Berliner Stadtreinigungsbetriebe. Der Untergrund der Deponie ist in einem kleinen Teilbereich am Deponiefuß belastet und muss saniert werden. Die Entnahme des Kontaminationsschwerpunktes stellt eine ökologisch hochwertige Alternative zu einer langjährigen hydraulischen Sicherung dar. Zur Herstellung der Baugrube am Deponiefuß sind umfangreiche Abfallumlagerungen erforderlich. Da der Anteil der umzulagernden Abfallmasse stark von der maximal zulässigen Böschungsneigung des anstehenden Abfallkörpers abhängt, waren Standsicherheitsuntersuchungen durchzuführen.

„Senkrechte Wände“ sind im Deponiebau für temporäre Maßnahmen keine ungewöhnliche Erscheinung. Durch den üblicherweise geschichteten Einbau der Abfälle auf der Deponie kommt es zu einer horizontalen Orientierung des Deponiegutes. Die Einlagerung von faser- und folienähnlichen Bestandteilen verursacht ferner in Verbindung mit den übrigen Abfallstoffen ein Verbundsystem, vergleichbar dem System „Bewehrte Erde“. Dieses Tragverhalten kann in Abhängigkeit der Zugfestigkeit der Fasermatrix zu extrem steilen Böschungsneigungen führen. Werden aber die üblichen bodenmechanischen Parameter in die Berechnung eingeführt, wird dieser Tatsache nicht Rechnung getragen.

Zur Bestimmung der geomechanischen Eigenschaften sollte daher bei den Untersuchungen auf der Deponie Wernsdorf nicht auf allgemeine Literaturwerte zurückgegriffen, sondern in einem Feldversuch möglichst realitätsnahe Werte ermittelt werden. Dabei sollten als Berechnungsgrundlage die Parameter Dichte, Reibungswinkel und Kohäsion der eingelagerten Altabfälle bestimmt werden.

Seiten 587 - 590

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1863-9763.2001.10.02
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1863-9763
Ausgabe / Jahr: 10 / 2001
Veröffentlicht: 2001-10-01
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Dokument Großrahmenscherversuche auf der Deponie Wernsdorf