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Macht und Abhängigkeit

Im letzten Kapitel wurde dargestellt, inwieweit biochemische Prozesse Machtstreben stabilisieren und weiter anregen. Dieselben Prozesse jedoch erklären auch ein anderes Phänomen von Macht: die Abhängigkeit von ihr.
Es scheint nahezu paradox, eine Verbindung zwischen Macht und Abhängigkeit herstellen zu wollen. Aber sie besteht. Die beiden ergänzen sich nur allzu gut. Das Wort „verslaving“, Abhängigkeit also, hat im niederländischen dieselbe Wurzel wie das Wort „slaaf“, der Sklave. Ein Sklave ist nicht frei. Jemand anderes bestimmt über sein Schicksal. Wir haben es bei der Abhängigkeit also mit einer Situation zu tun, in der wir nicht frei sind. Nicht eine andere Person hält uns gefangen, sondern unser eigenes Verhalten. Wer sich um jeden Preis durchsetzen muss, kann von der Macht nicht lassen. Das ist ein Zeichen von Schwäche, nicht von Stärke, wie wir vielleicht meinen. Dieser Zwang macht uns unfrei. Der eigentliche Herrscher im Haus ist ein Verhaltensmuster, das so viel mächtiger als wir selbst ist. Das macht es so schwierig, sich über die Mechanismen von Macht 1.0 hinwegzusetzen.

Seiten 73 - 81

Dokument Macht und Abhängigkeit