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„Teuer war gestern und wir lieben billig“ – Über Adjektive als Subjekte und Objekte im heutigen Deutsch

Kanonischerweise werden Qualitätsadjektive wie teuer oder billig attributiv oder prädikativ verwendet, um einem anderen Referenten die betreffende Eigenschaft zuzuschreiben. Im heutigen Deutsch werden Qualitätsadjektive jedoch auch unflektiert als Subjekte, Objekte oder Komplemente einer Präposition verwendet, wie in teuer war gestern, wir hassen teuer oder der Verbraucher verlangt nach billig. In dieser Verwendung benennt das Adjektiv eine kontextuell entscheidende Eigenschaft, während der Träger dieser Eigenschaft mitverstanden wird. Der Aufsatz beschreibt diese Verwendung der Qualitätsadjektive und zeigt, dass die Konstruktion keine Ellipse darstellt. Vielmehr wird das Adjektiv als Name (und damit als Substantiv) reanalysiert, der eine Gattungsbezeichnung wie Eigenschaft oder Qualität benennt. Das Adjektiv verhält sich wie das zweite Glied einer explikativen Apposition, während die Gattungsbezeichnung kontextuell erschlossen werden muss (z.B. die Eigenschaft teuer oder die Qualität billig). Diese Analyse erklärt die syntaktischen Besonderheiten der Konstruktion und zeigt, dass sie parallel zu der Verwendung von Farbadjektiven in NP-Positionen ist (die Fußballmannschaft trägt rot). Zum Schluss wird die Konstruktion mit der Verwendung von Adjektiven als Komplementen von Modalverben verglichen: billig kann jeder mit der Bedeutung: jeder kann etwas anbieten, was billig ist. Hier wird das Adjektiv allerdings als Adverbial vom Modalverb syntaktisch lizensiert. Neu ist jedoch, dass Adverbiale der Art und Weise als Komplemente von Modalverben zugelassen werden.

Canonically, quality adjectives such as teuer ‘expensive’ or billig ‘cheap’ are used attributively or predicatively to ascribe properties to other referents. In modern German, however, such quality adjectives are also found uninflected as subjects, objects, or complements of a preposition, as in teuer war gestern (lit. ‘expensive was yesterday’), wir hassen teuer (lit. ‘we hate expensive’) or der Verbraucher verlangt nach billig (lit. ‘the consumer calls for cheap’). In this use the adjective names a contextually salient property, while the actual bearer of this property remains implicit. The article describes this construction and offers an analysis of it, arguing that it is not an ellipsis. The adjective is reanalyzed as a name (and hence as a noun) of a class designation such as a property or a quality. The adjective behaves as the second part of an explicative apposition in which the first part has to be inferred contextually (i.e. the property expensive or the quality cheap). This analysis explains the syntactic peculiarities of the construction and it shows the parallels of the construction to the well-known use of colour adjectives in NP-positions (e.g. die Fußballmannschaft trägt rot ‘the football team is wearing red’). Finally the construction is compared to the use of adjectives as complements of modal verbs as in billig kann jeder (lit. ‘everyone can cheap’) meaning: anyone can offer a service that is cheap. In this use, however, the adjective is syntactically licensed as an adverbial by the modal verb. The novelty consists in the fact that manner adverbials are allowed as complements of modal verbs.

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-775X.2017.02.02
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-775X
Ausgabe / Jahr: 2 / 2017
Veröffentlicht: 2017-06-07
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Dokument „Teuer war gestern und wir lieben billig“ – Über Adjektive als Subjekte und Objekte im heutigen Deutsch