Inhalt der Ausgabe 04/1998
Inhalt
Aufsätze
Zur Diskussion um Status und Inhalte von Deutsch als Fremdsprache vertritt der Vf. den Standpunkt der kulturwissenschaftlichen Einbettung des Fachs und erläutert ihn am Beispiel von Tabu und interkultureller Kommunikation. Tabu wird verstanden als Teil des sozialen Kodex einer Gemeinschaft. Abzugrenzen auf unterschiedlichen Ebenen sind u.a. Namentabus, Objekttabus, Tattabus, Kommunikationstabus, Worttabus, Bildtabus oder Gedankentabus (auch in Beziehung zu Euphemismen) in je spezifischer Kulturkreisausprägung. Daraus werden Aufgaben eines interkulturell orientierten Fremdsprachenunterrichts abgeleitet.
Vf. beschreibt das Ausbildungsprofil des DaF-Studiums an der Universität Leipzig (Herder-Institut) als gekennzeichnet durch Linguistik und in jüngster Zeit zunehmend durch Methodik/ Didaktik bei quantitativer Nachordnung von Phonetik und Landeskunde/ Literaturwissenschaft. Eine genaue Untersuchung zur Bewährung der Studiengänge steht noch aus. Herausgestellt werden Erfahrungen bei praxisorientierter Ausbildung und Praktika. Vf. plädiert generell gegen eine Vereinheitlichung aller DaF-Studiengänge in Deutschland, jedoch für die Bestimmung ihrer gemeinsamen Basis und ebenso für ihren Charakter als Vollzeitstudiengang.
Im Beitrag wird der Versuch unternommen, den derzeitigen Stand der Diskussion um die Einsatzmöglichkeiten der Neuen Technologien im Fremdsprachenunterricht überblicksartig zu erfassen und vor dem Hintergrund neuerer lerntheoretischer und fachdidaktischer Erkenntnisse zu bewerten. Die vorgestellten Überlegungen sind von der Überzeugung geleitet, daß sich die Neuen Technologien gut als Werkzeuge des autonomen Lerners, nicht jedoch als tutorielle Lernmaschinen in den Fremdsprachenunterricht integrieren lassen.
In einem Überblick wird die Entwicklung der generativen Grammatik seit Chomsky 1957 bis in die 80er Jahre skizziert: von den Grundannahmen (Ausgangsstruktur, Abwandlungen, Transformationsregeln) über die Standard-Theorie (Tiefenstrukturen – Semantische, Transformationelle Komponente; Oberflächenstrukturen – Phonologisch-phonetische Komponente), die Erweiterte Standard-Theorie (lexikalistische Hypothese zur Wortbildung, Bewegungstransformationen/ Spuren) bis hin zur PundP-Grammatik/ Rektions-und-Bindungs-Theorie (Kopf, Projektion, X-bar-Schema, Module u.a.m.).
Das Auftreten von Verbalkongruenzfehlern in der Lernersprache norwegischer und isländischer Deutschlerner wie auch bei englischen, italienischen und deutschen Muttersprachlern führt zu der Annahme eines universalen Sprachverarbeitungsprozesses. Obgleich teilweise eine muttersprachenbeeinflußte Verarbeitung vorzuliegen scheint, wird diese Hypothese von psycholinguistischen Tests und der Untersuchung natürlicher Äußerungen norwegischer Deutschlerner im Prinzip bestätigt.
Ausgehend von der Beobachtung, daß die gesprochene Sprache bei der Beschreibung des deutschen Tempussystems bisher vernachlässigt wurde, werden in diesem Beitrag gesprochene und geschriebene Sprache gleichrangig berücksichtigt. Es werden jeweils zwei Textsorten der beiden Register gegenübergestellt und auf Tempusgebrauch untersucht. Dabei wird u.a. der Frage der Austauschbarkeil von Perfekt und Präteritum nachgegangen.
Nach Auffassung des Vf. wendet sich eine Lernergrammatik den Lernprozessen und konkreten Lernern zu und widmet sich der Darstellung der Prinzipien einer didaktischen Grammatikaufbereitung. Vf. vertritt die Thesen, daß der Motor der Sprachentwicklung Sprachkontakt und Sprachhandeln (und nicht Sprachkenntnisse) seien und daß Sprachwissen ein Steuerungsinstrument in einem sekundären, überformenden Prozeß sei (primär dagegen die Erwerbsstufen und die Gegebenheiten der Lernersprache seien). Das wird an Unterrichtserfahrungen mit dem Lehrwerk "Moment mal!" erläutert.
Miszelle
Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs haben sich auch die Kontakte zwischen deutschen und russischen Hochschulen merklich intensiviert. In einer Reihe spezieller Programme – so z.B. bei Hochschulpartnerschaften, Germanistischen Institutspartnerschaften oder Tempus-Projekten – werden diese Kontakte entsprechend gefördert und weiterentwickelt (vgl. Eimermacher/Hartmann 1995).
Rezensionen
Angesichts der Tatsache, daß das "Übungsbuch zur deutschen Stilistik" von Klirr und Koch (1979) seit langem vergriffen ist und seither nichts Vergleichbares für polnische Germanistikstudenten auf den Markt gekommen ist, sollte man das Erscheinen des vorliegenden Übungsbuches des Warschauer Germanisten Tadeusz Kachlak zunächst begrüßen.
Dem Deutschunterricht in den USA geht es derzeit nicht unbedingt gut. Wenn auch die Zahl der Fremdsprachenlerner im Sekundarbereich insgesamt die Rekordzahl von über fünf Millionen erreicht hat (die höchste Zahl seit 1928) und Deutsch zwischen 1990 und 1994 zumindest konstant blieb, darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, daß sich das Fach im Universitätsbereich mancherorts im Sturzflug befindet. In den Sekundarschulen dominiert Spanisch mit 64,5%, Französisch ist mit 22,3% die Nummer zwei, und Deutsch folgt mit 6,1% an dritter Stelle.
Unter den Germanistischen Arbeitsheften gibt es mehrere, die sich einer dauerhaften Beliebtheit erfreuen, und unter diesen noch einmal eine kleinere Gruppe, die sogar eine Bearbeitung erfahren haben. Die Motive dafür sind unterschiedlicher Art: neue theoretische Entwicklungen auf dem Wissenschaftsgebiet; Wandlungen in den Auffassungen des Vf.; Ausweitung und Konsolidierung des Arbeitsfeldes; gewachsene Ansprüche der Nutzer.
Lehrer und Lernende des Deutschen als Fremdsprache beklagen immer wieder die Schwierigkeiten, die ihnen die Artikelwörter des Deutschen bereiten.
Der Titel "Deutsche Linguistik" kann mindestens zwei verschiedene Erwartungen wecken: Werden Gedanken und Ergebnisse deutscher Linguisten vorgestellt, und zwar unabhängig von der Sprache, die sie beschreiben, oder geht es um linguistische Überlegungen zur deutschen Sprache?
Der Band vereinigt die zum Teil stark überarbeiteten Beiträge zur IDS-Jahrestagung 1995, die das Deutsche zum Gegenstand typologischer Betrachtung machte und über den Ansatz kontrastiver Studien hinaus Mosaiksteine vorzeichnete, aus denen sich ein typologisches Teilporträt des Deutschen zusammensetzen läßt.
Der vorliegende Band ist auf eine kritische Analyse des Bedeutungsbegriffes in Linguistik und Psychologie gerichtet und verfolgt das Ziel, "ein möglichst breites und disziplinenübergreifendes Panorama der Wort-Konzept-Relation vorzustellen und dabei ganz dezidiert die aktuellen Weiterführungen kontinentaleuropäischer Denktraditionen in den Vordergrund zu stellen".
Das Interesse an Fragen des Zusammenhangs von Sprache und Kognition hat im letzten Jahrzehnt wesentlich zugenommen, hat zur Herausbildung der Kognitiven Linguistik (KL) und zu einer Fülle von Publikationen geführt. Von ihnen sollen im folgenden zwei vorgestellt werden.
Golo Mann bekennt sich als Historiker zum Erzählen von Geschichte. Wie sein Vater Thomas Mann in "Buddenbrooks" wirklichkeitsandächtig den "Verfall einer Familie" nachzeichnete, so erzählt er zum Beispiel deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Ähnlich verfährt Brenner in seiner Literaturgeschichte.
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