Inhalt der Ausgabe 04/1995
Inhalt
Aufsätze
Bei freien Relativsätzen erfüllt das Relativpronomen meist nicht nur die Kasusanforderung des Verbs im Relativsatz, sondern auch die des Verbs im Matrixsatz. Der Aufsatz diskutiert mögliche Abweichungen von dieser Regel. Meistens ist eine Kasushierarchie wirksam: Das Relativpronomen kann die Kasusanforderung vom Matrixsatz unerfüllt lassen, wenn sein Kasus weiter rechts auf der Hierarchie NOM > AKK > andere Kasus liegt als der vom Matrixverb geforderte Kasus. Faktoren, die (sehr seltene) Abweichungen davon begünstigen, sind die Extrapositionsstellung des Relativsatzes und seine Distanz zum regierenden Element im Matrixsatz.
Nach der Darstellung des Zusammenwirkens polarer und monotoner Intensivierwörter, speziell der absoluten Intensivierer, mit anderen Lexemen werden die Monotonieeigenschaften der abschwächenden Intensivierer (etwas, ein wenig, ein bißchen u. a.) behandelt. In einer Übersicht werden alle untersuchten Intensivierwörter nach Intensivierungsstufen, Polaritäts- und Monotonieeigenschaften charakterisiert.
Der Beitrag erörtert einige noch immer kontrovers diskutierte Fragen der Modalverben: nach welchen Kriterien sie ausgesondert werden, welche "Zwischengruppen" es zwischen ihnen und den Vollverben gibt, ob sie überhaupt als Auxiliar- oder als Vollverben anzusehen sind, in welcher Weise die Klasse bisweilen erweitert wird, wann sie ohne den Infinitiv eines Vollverbs verwendet werden können, ob ihr deontischer und epistemischer Gebrauch systematisch getrennt werden kann und durch welchen Begriff der "Modalität" beide abgedeckt sind.
Der Vf. setzt sich kritisch mit dem traditionellen Modell der Tempusformen des deutschen Verbs auseinander. Er untersucht den Gebrauch der Tempusformen und stellt fest, daß dieser eng an die Textsorte gebunden ist. Als Ergebnis der Untersuchungen werden die einzelnen Zeitformen des Verbs in ihren Hauptbedeutungen und ihrer Verwendung in wichtigen Textsorten in einem graphischen Tempusmodell dargestellt.
Im Schnittpunkt mediendidaktischer Erwägungen steht die mögliche Arbeit der Lehrenden und Lernenden des Bereiches DaF mit dem nicht-linearen Medium "Hypertext". Ausgehend von einer kurzen Charakteristik der Funktionsweise dieser elektronischen Textform, wird die auf Grund mangelnder Prädikationslinearisierung in nicht-linearen (Lern-)Texten entstehende Kohärenzverminderung zum kritisch-konstruktiven Ansatz genommen für die Aufbereitung literarischer Texte.
Der Beitrag macht auf Defizite in der intra- und interlingualen semantischen Beschreibung von synonymen Verben und auf deren Auswirkungen für die Methodologie aufmerksam. Am Beispiel des tschechisch-deutschen Vergleichs wird die Bedeutung von Untersuchungen zur Semantik von Verben und zu deren Kombinationsrestriktionen aus kontrastiver Sicht verdeutlicht.
Der Beitrag geht der Frage nach, warum in festen Wendungen solche Strukturkomponenten, die die Kategorien Superlativ, Negation und Modalität durch Modalverben verkörpern, nicht metaphorisiert werden. Diese Modifizierungen einer Aussage sperren sich gegen eine Vereinnahmung durch Phraseologismen und dokumentieren damit ihren universelleren Charakter.
Lehrer an Schulen und an Universitäten werden sehr umfassend auf die Ausspracheprobleme Deutschlernender hingewiesen. Verschiedene Aspekte werden dabei behandelt, z. B. Interferenzen im prosodischen und lautlichen Bereich, Kenntnisse über die phonetischen Besonderheiten sowie die Phonem-Graphem-Beziehungen des Deutschen und auch didaktische Möglichkeiten in der Ausspracheschulung.
Diskussion
Heine haben seine Nachtgedanken an Deutschland im 19. Jahrhundert um seinen Schlaf gebracht. 1995 wären seine Nächte vielleicht noch unruhiger...
"Hast du es je bereut, daß du nach Deutschland gekommen bist?" frage ich Mimon, einen marokkanischen "Gastarbeiter" der ersten Stunde. "Nein", antwortet er. ·"Das war das Beste, was ich je getan habe. In Marokko, da kann man nicht leben. Da wartest du, daß du stirbst. Hier in Deutschland ist Demokratie – na ja, wenigstens ein bißchen Demokratie.["]
Mit einigem Befremden haben wir den Artikel von Csaba Földes gelesen und waren anfangs verdutzt über unsere Unkenntnis gängiger DaF-Lehrwerke, bis wir feststellten, daß Herr Földes sich – und die seinen gesamten Artikel tragende Argumentation – auf ein regionales, um Boston / USA verbreitetes Lehrbuch stützt und von diesem jede seiner Aussagen generalisiert, was auf diese Weise mit den bekannten Lehrwerken gar nicht möglich gewesen wäre.
Rezensionen
Am 25. und 26. Februar 1993 fand in München – in Zusammenarbeit von GAL (Gesellschaft für Angewandte Linguistik) und Goethe-lnstitut – ein Kolloquium "zur Rolle von Phonetik und Intonation im Unterricht Deutsch als Fremdsprache" statt, an dem "Phonetiker, Sprecherzieher, Fachleute für die Phonetik des Deutschen als Fremdsprache und für Lehrmaterialentwicklung sowie Lehrer aus Ost und West" (Vorwort) teilnahmen.
Neben Grundfragen, Grundzügen, Grundrissen, Abrissen u. a. liegt nun eine "Skizze" vor, dazu die einer operationalen Grammatik. Wer dabei an Analyseverfahren und Systemerprobung der (strukturellen) Linguistik (vgl. Bußmann) denkt, wird enttäuscht, denn genau dies ist die Skizze nicht, auch wenn es im Vorwort heißt: "Die ausgewählten Operationen sind in erster Linie produktive Verfahren... " (S. 5), womit für mich eine Assoziation zu den sog. kommunikativen Verfahren entsteht.
Der Autor dieses zwar nicht allzu umfangreichen, dafür aber handlichen und vielseitigen Wörterbuchs ist durch seine bisherigen Arbeiten ganz besonders auf diese spezifische lexikographische Aufgabe vorbereitet: Bereits 1979 veröffentlichte er seine Dissertation zum Grundwortschatz und damit zu einem Gegenstand, mit dem sich der Verfasser eines Wörterbuchs für Kinder unbedingt auseinandersetzen muß.
In den letzten 25 Jahren ist eine Vielzahl von Arbeiten – viele davon unter kommunikativ-pragmatischem Aspekt – zu den deutschen Modalpartikeln ( = MP) erschienen, die unser Wissen rapide vermehrt, jedoch einige wesentliche Probleme ungelöst gelassen haben: vor allem das Problem der Homonymie von MPn (und ihre verschiedenen Varianten), der akzentuierten MPn und der Wortart/ Kategorie der MPn.
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