Inhalt der Ausgabe 04/1997
Inhalt
Aufsätze
Für eine notwendige Theorie-Praxis-Synthese mißt Vfn. einer integrierten systematischen Sprachdidaktik einen hohen Stellenwert in der DaF-Ausbildung zu. Inhalte aus den Referenzwissenschaften sind in angemessener Breite praxisorientiert auszuwählen, integrativ zu planen und in notwendiger Qualität zu realisieren. Weiterhin sind die beim Fremdsprachenlernen erworbenen Studien- und Berufsfähigkeiten (Techniken des Lernen-Lernens, des Lernens und Verarbeitens fremdsprachiger Mittel) und ihre multivalente Nutzbarkeit einsichtig zu machen.
Es wird die These vertreten, daß Deutsch als Fremdsprache eigene Fragestellungen an die deutschsprachige Literatur und ihre Vermittlung im fremdsprachlichen Unterricht hat, daß die Literaturwissenschaft mithin nicht Bezugswissenschaft, sondern eigenständige Teildisziplin des Faches ist. Die bislang vorliegenden Ansätze (interkulturelle Germanistik, fremdsprachliche Literaturdidaktik) weisen noch erhebliche Defizite v. a. in der Theoriebildung auf; eine eigentliche Literaturwissenschaft des Faches Deutsch als Fremdsprache gibt es bisher nicht.
Ausgehend von der Beobachtung, daß typologisch "konsistente" oder homogene Sprachen universalgrammatisch selten zu sein scheinen, wird der sprachspezifische "Mischtypus"-Charakter des Deutschen anhand folgender einschlägiger Parameter diskutiert: 1. Kopf/Modifikator-Abfolge und Klammerbildung; 2. syntaktische Konstruktionsintegrität; 3. syntaktisches Regelverhalten der Kasusglieder; 4. analytische und synthetische Konstruktion.
Vorkommen und Produktivität der freien s-Genitiv-Konstruktion im Deutschen des 20. Jahrhunderts werden korpusbasiert untersucht. Im Vordergrund stehen die Abgrenzung zu formal identischen, aber funktional andersartigen Konstruktionen, die möglichen syntaktischen Beziehungen der Konstruktion, die darin auftretende Lexik und ihre Semantik sowie der Vergleich mit schwedischen Äquivalenten. Die Daten belegen, daß nach dem Muster dieser freien syntaktischen Konstruktion auch in den 90er Jahren zahlreiche Neubildungen entstanden sind.
Mit dem Lehr- und Lernproblem "Tempus" (es gibt keine 1:1-Entsprechung von Form und Bedeutung) wird in den Grammatiken des Deutschen unterschiedlich umgegangen – das Sechs-Tempus-System wird entweder abgelehnt oder beibehalten. Dieser Beitrag beschäftigt sich damit, wie das in ausgewählten Fällen geschieht (Grundzüge, Helbig/Buscha, Häussermann/Kars, Engel, Weinrich) und wie praktikabel diese Ansätze für den Fremdsprachenunterricht sind.
Der Beitrag stellt die Frage nach den Gesetzmäßigkeiten phraseologischer Variationen. Für Paarformeln und binäre Phraseologismen wird gezeigt, wie ihre Variationsbreite vom Sprachsystem in Abhängigkeit von den allgemeinen Regeln der elocutio bestimmt wird. In der Kommunikation bedingt die Notwendigkeit unmittelbarer Erkennbarkeil ihre starke phonologische Abhängigkeit von der Basisformel als Anspielungsanker.
Bestimmte Präpositionen des Deutschen bereiten in DaF aufgrund ihrer Mehrfachrektion Schwierigkeiten, Präpositionalphrasen (mit integrierten Pronomen und Adjektiven) richtig, d. h. kasuskongruent, zu konstruieren. Dazu wird ein Computer-Übungsprogramm (mit seinen Arbeitsschritten, Verzweigungen und möglichen Ergebnissen) vorgestellt, das auf vom Vf. ermittelten Rektionssituationen und Kollokationen einzelner Präpositionen beruht.
Miszelle
Wer sich heute zum Thema Textoptimierung äußert, kann mit dem großen Interesse einer breitgefächerten Fachwelt rechnen. Dies hängt damit zusammen, daß Textoptimierung um die Frage kreist, wie sich ein Sprachbenutzer ausdrücken muß, um bei seinem Leser anzukommen, oder, etwas abstrakter ausgedrückt, welche rhetorischen Strategien ein Sprachbenutzer praktizieren muß, um sich gegenüber seinem Kommunikationspartner kooperativ zu verhalten.
Rezensionen
Die Ankündigung einer "neuen Lehrwerkkultur" im Buchtitel macht neugierig: Was zeichnet "kultivierte" Lehrwerke der neuen Generation aus? Was unterscheidet sie von den auf dem Lehrbuchmarkt erhältlichen?
Der Vf. versucht mit seiner umfangreichen Monographie einem "soziolinguistischen Desiderat" nachzukommen und "sich mit der Plurinationalität (Plurizentrizität) des Deutschen wissenschaftlich gründlicher zu befassen", als das seiner Meinung nach bisher der Fall war.
Seit Ammer (1958) mit Bezug auf Otto und Malinowski neben dem "context of signs" und dem "context of situation" auch den "ethnographic background" als Verständnishilfe klassifizierte, sind in der linguistischen Fachdiskussion verschiedene Ansätze vorgestellt worden, die sich mit dem soziokulturellen Hintergrundwissen (im weiteren: sk HGW) befassen, insbesondere mit den Problemen der Identifikation, der Zuordnung zu linguistischen Beschreibungsebenen und der Beschreibung des Funktionierens.
Werner Abraham hat mit diesem Buch ein "opus magnum" vorgelegt, das eine Summe seiner reichhaltigen Forschungen des letzten Jahrzehnts zieht.
Sowohl mit dem Verhältnis zwischen Grammatik und Pragmatik als auch mit dem zwischen der Sprache als Teil der Kognition und als Teil der Interaktion sind höchst aktuelle, aber auch sehr kontrovers diskutierte Probleme der Linguistik angesprochen.
In diesem Band hat der Vf., germanistischer Linguist aus Ungarn, in vier Themenbereichen 17 eigene Beiträge zusammengestellt, von denen – beim Erscheinen des Bandes – 13 seit 1978 bereits an verschiedenen Orten publiziert und vier zur Veröffentlichung angenommen worden waren.
Die "Bibliographie zur deutschen Grammatik" sammelt und systematisiert die seit 1965 veröffentlichten Arbeiten zur deutschen Grammatik.
Die gegenwärtige phraseologische Forschung ist nach wie vor durch eine Erweiterung des Spektrums an Themenstellungen charakterisiert. Das Bemühen, z. T. erhebliche Lücken zumindest ansatzweise zu schließen, verdient gewiß Anerkennung. In diesem Rahmen fügt sich die vorliegende Publikation gut ein.
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