Inhalt der aktuellen Ausgabe 01/2023
Inhalt
Aufsätze
Der vorliegende Beitrag diskutiert, welche Bedeutung neuere (angewandt-)linguistische Forschungsansätze und -felder für Deutsch als Fremdsprache und Deutsch als Zweitsprache haben (könnten). Dabei stehen sprachgebrauchsbasierte Ansätze im Vordergrund, die in den letzten Jahren sowohl in der Linguistik wie auch in der Didaktik und der Spracherwerbsforschung intensiv erforscht und diskutiert werden. Die Relevanz der Forschungsfelder Text-, Gesprächs- und Medienlinguistik, Korpuslinguistik, Sprachgebrauch in Bildungsinstitutionen sowie soziale und regionale Variation für die beiden Fachausprägungen DaF und DaZ wird reflektiert. Insgesamt zeigt sich, dass die Forschungsgegenstände für beide Bereiche von großer Bedeutung sind, allerdings in teils unterschiedlicher Gewichtung; gleichzeitig bleibt eine breitere Diskussion zur Rolle von Sprachgebrauchsforschung im Fach noch ein Desiderat.
Schlüsselwörter: Sprachgebrauch; Textlinguistik; Gesprächslinguistik; Medienlinguistik; Korpuslinguistik; Bildungssprache; soziale Variation; regionale Variation; Fach DaF / DaZ
Während in der Sprachtesttheorie schon seit geraumer Zeit Kriterien wie Wirkung und Konstruktvalidität vermehrt in den Blick genommen werden, beschränkt sich die deutschsprachige Forschung nach wie vor vor allem auf die klassische Testtheorie. Dieser Beitrag zeigt anhand der Diskussion aktueller sprachdiagnostischer Tests für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache, dass eine Ergänzung der klassischen Gütekriterien, wie sie z. B. in Argumentationsansätzen wie dem Assessment Use Argument (Bachman / Palmer 2010) erfolgte, gewinnbringend insbesondere für die Validierung von Sprachtests, die Kompetenzen zu erfassen versuchen, ist.
Schlüsselwörter: Testtheorie; Validierung; Sprachdiagnostik; DaZ-Tests
Im Beitrag wird untersucht, wie die Opposition der Vergangenheitstempora Perfekt / Präteritum und der Zukunftstempora Präsens / Futur I in DaF-Übungsgrammatiken behandelt wird. Im Mittelpunkt steht die temporal-aspektuelle Semantik der verschiedenen Tempora und deren pragmatische Verwendungsbedingungen in unterschiedlichen kommunikativen Situationen. Insbesondere wird der Frage nachgegangen, ob eine sinnvolle Progression für die jeweils in Anfänger- und Fortgeschrittenen-Grammatiken gelieferten Erklärungen erkennbar ist.
Schlüsselwörter: Temporalsemantik; Temporalpragmatik; Übungsgrammatiken; Progression; Deutsch als Fremdsprache
Diskussionsforum
Für Lernende mit spätem DaZ-Erwerb, darunter die meisten neu zugewanderten Schüler/-innen, besteht oft erheblicher sprachdiagnostischer Bedarf. Dieser verschärft sich aktuell erneut drastisch. Gleichzeitig herrscht weiterhin Mangel an zielgruppenspezifischen Verfahren. Die Profilanalyse (vgl. Grießhaber 2012; 2019) ist die hier am häufigsten eingesetzte Diagnostik. Sie weist L2-Produktionen morphosyntaktische Erwerbsstufen zu. Hauptziele sind die Ermittlung des Sprachstands und die Feststellung von Sprachförderbedarf (vgl. Grießhaber 2013). Die förderdiagnostische Profilanalyse ist ein nicht standardisiertes, informelles low-stakes-Verfahren , das prozessorientiert formativ durchgeführt werden sollte.
Rezensionen
Die Internationalisierung der deutschen Hochschulen schreitet stetig voran. Dies hat allerdings nur selten die Förderung von tatsächlicher Mehrsprachigkeit zur Folge, sondern in vielen Fällen hauptsächlich die zunehmende Etablierung einer deutsch-englischen Zweisprachigkeit in Lehre und Verwaltung. Zugleich steigt der Anteil an Studierenden, die neben Deutsch (und Englisch) in ihrem Alltag noch weitere Sprachen sprechen. Friederike Dobutowitschs Studie bewegt sich in eben diesem Spannungsfeld zwischen der monolingualen Ausrichtung des Bildungssystems, der zunehmenden Internationalisierung der Hochschulen und der durch Studierende eingebrachten sprachlichen Vielfalt. Letztere macht sie zum Ausgangspunkt ihrer Betrachtung.
Der vorliegende Sammelband mit elf Fachbeiträgen erscheint als Band 10 der „Salzburger Beiträge zur Lehrer / innen / bildung: Der Dialog der Fachdidaktiken mit Fach- und Bildungswissenschaften“ und wird von der School of Education der Universität Salzburg herausgegeben. Gerade dieses wichtige und oft vernachlässigte oder gar nicht vorhandene Zusammenspiel der vier Säulen der Lehramtsausbildung (Fachwissenschaften, Fachdidaktiken, Bildungswissenschaften und Schulpraxis) betonen die Reihenherausgebenden auch in ihrem Vorwort.
Interkulturelle Kompetenz (IKK) als Lernziel wird im Fach DaF / DaZ immer wieder diskutiert und kritisiert. Welche „kritischen Perspektiven“ auf das Konzept IKK im aktuellen Fachdiskurs zur interkulturellen Forschung außerhalb unseres Faches vorliegen, ist daher auch für den Kontext DaF / DaZ eine Beobachtung wert. Das Institut für Interkulturelle Kommunikation der LMU München gibt in Kooperation mit den Instituten für Volkskunde / Europäische Ethnologie, Ethnologie und Afrikanistik die Reihe „Münchener Beiträge zur Interkulturellen Kommunikation“ heraus, in der der vorliegende Sammelband erschienen ist.
Michael Seyfarth berührt mit seiner Schrift, die eine überarbeitete Version seiner an der Universität Wien vorgelegten und verteidigten Dissertation darstellt, ein Thema, das die Fachsprachendidaktik seit nunmehr etwa einem Jahrzehnt intensiv beschäftigt. Auf den Punkt gebracht geht es um die Frage, wie nah sich der fach- und berufsbezogene Fremdsprachenunterricht an realen fach- und berufsweltlichen Aufgaben orientieren kann und sollte.
Der vorliegende Sammelband vereint 13 ausgewählte Beiträge, die auf der internationalen Tagung der Europäischen Gesellschaft für Phraseologie EUROPHRAS 2019 mit dem Titel Productive Patterns in Phraseology (24. und 25. Januar 2019 in Santiago de Compostela, Spanien) präsentiert wurden. Die Musterhaftigkeit in der Sprache stellt den gemeinsamen Nenner des Bandes dar. Es handelt sich um ein bislang wenig erforschtes Phänomen, das in den letzten Jahren vor allem dank der Auseinandersetzung mit der Konstruktionsgrammatik (auch in der traditionelleren Phraseologieforschung) immer mehr in den Vordergrund gerückt ist, wie auch das neu eingeführte Kapitel über „Muster“ in Burgers (2015) letzter Ausgabe der Einführung in die Phraseologie bestätigt.
Als Band 12 der Reihe „Studien Deutsch als Fremd- und Zweitsprache“ des Erich Schmidt Verlags ist 2021 Junhong Lis Dissertation mit dem Haupttitel „Aber-Relationen“ erschienen. Wie der Untertitel „Vorkommen und Funktion in DaF-Lehrwerken für Fortgeschrittene und in wissenschaftlichen Texten“ verrät, geht es in dieser Arbeit um eine gewinnbringende Untersuchung der Distribution des Konnektors aber mit Hinblick auf die Optimierung des DaF-Unterrichts. Für die Zwecke der Arbeit werden zwei Korpora aufgebaut: Das erste Korpus (Korpus 1) enthält 551 Belege aus wissenschaftlicher Literatur zum Fach Deutsch als Fremdsprache (161 f.). Das zweite Korpus (Korpus 2) besteht aus 849 Belegen aus 11 DaF-Lehrwerken für erwachsene, fortgeschrittene Deutschlernende (162 ff.).
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